die anderen über amstetten: :
Der Standard aus Wien fordert nach dem Fall von Amstetten eine gründliche Untersuchung: Gab es Versäumnisse, ist es hoch an der Zeit, etwas zu verändern: 5000 Anzeigen gibt es pro Jahr in Österreich wegen des Verdachts auf Kindesmissbrauch, die Dunkelziffer ist noch viel höher: Laut Expertenschätzungen sollen zwei von zehn österreichischen Kindern schon einmal missbraucht worden sein. Die Gefahr besteht, dass der Amstettener Kriminalfall all diese Verbrechen überlagert. In die (notwendige) Rücksichtnahme auf das Opfer wurde damals auch recht großzügig die Behörde miteinbezogen. Dadurch wurden grundsätzliche Fragen nicht gestellt.
Der Züricher Tages-Anzeiger schreibt dazu: Im erzkatholischen Niederösterreich sind Worte wie Zivilgesellschaft und Eigenverantwortung noch immer fremd. Lehrer, Priester, Bürgermeister sind unangefochtene Autoritäten, der Landeshauptmann regiert wie ein feudaler Fürst. In einer solchen Gesellschaft fragt man nicht nach. Wenn die Obrigkeit nicht eingreift, wird alles schon seine Ordnung haben. Ein Ingenieur ist hier noch eine Respektsperson. Zwei Enkelkinder von F. gingen in Amstetten zur Schule. In welchen Verhältnissen sie genau aufwuchsen, wollten die Lehrer nicht wissen. Es waren halt ruhige Kinder. Da fragt man nicht nach.