der kommentar : Attac macht sich breiter
Attac engagiert sich nun auch für Nutzer von Online-Musikbörsen. Das ist ehrenwert. Solange Attac ihre ureigenen Themen nicht vernachlässigt
Attac verurteilt die Strafanzeigen der deutschen Musikindustrie gegen Benutzer von Musik-Tauschbörsen im Internet. Und schließt sich einem Aufruf an, die Kläger zu boykottieren, weil „einer ganzen Generation die Kriminalisierung drohe“. Die Plattenmultis hingegen wehren sich mit panischen Drohgebärden gegen eine Internet-Community, die sich nicht beugen will. Ohnehin wird kostenloses File-Sharing im Internet wohl nie völlig verboten werden können. Sind die Nutzer also durch globale Multis tatsächlich existenziell bedroht? Wohl nicht.
Die Diskussion um das Urheberrecht und die Verbreitung von Information über das Internet sollte in Deutschland vorangetrieben werden. Die Frage ist, ob die Bewegung Attac, die erfolgreich Zusammenhänge zwischen Globalisierung, Armut, Kriegen und Umweltzerstörung thematisiert, die richtige Plattform dafür darstellt. Denn es geht hier – ganz unabhängig davon, ob der freie MP3-Download moralisch vertretbar ist oder nicht – bloß um einen angenehmen Nebeneffekt des Internets: den kostenlosen Zugriff auf Unterhaltungsmedien.
Gegen das Engagement von Attac spricht nichts, solange die kolumbianischen Kaffeebauern, die vom Neoliberalismus tatsächlich bedroht sind, durch die Kompetenzerweiterung bei Attac auf der Agenda der Globalisierungskritik nicht nach hinten rutschen. NIKLAS ALT