: der kommentar
Betr.: Soldaten bei Klinsmann
Jürgen Klinsmann hat das Nationalteam amerikanisiert, aber so viel Amerika war selten. „Unsere Jungs“ in Afghanistan durften der Pressekonferenz am Montag beiwohnen, eine Rotte Bundeswehrsoldaten im Tarnlook. Mit „freundlicher Unterstützung der ARD“ kam die „Schalte“ zustande, wie Pressechef Stenger eifrig erklärte.
In den USA ist es zur unseligen Tradition geworden, dass Sportler sich zu Promotoren der Armee machen. Ob Footballer, Basketballspieler oder Rennfahrer, im Rahmen des „Armed Forces Professional Entertainment Program Overseas“ reisen sie in Krisenherde und muntern die wackeren Pistoleros im Auslandseinsatz auf. Beim Super Bowl donnern Jets über das Stadion; das ist in den Staaten normale Army-Folklore. In der Nascar-Serie lassen die Air Force, die Nationalgarde und die Army Autos starten – als Sponsor. Bis dahin ist es in Deutschland noch ein weiter Weg. Aber der Anfang ist gemacht. Klinsmann duzte die Truppe konsequent, das muss ein Patriot (!) neuen Zuschnitts wohl.
Die Idee mit der Schalte sei von der Presseabteilung gekommen, hieß es, aber warum, muss man sich fragen, macht sie es sich zur Aufgabe, den Ball in ein Militärlager zu kicken, wo sie doch sonst stets betont, dass Sport und Politik nichts, aber auch gar nichts miteinander zu tun haben? Wird es weitere Sidekicks in den Kongo geben, zum Horn von Afrika, moderiert vom DFB? Macht sich die ARD weiterhin zum Schalt-Büttel des Verbandes? Und: Warum hätten es nicht ein paar deutsche Zivildienstleistende getan? Davon gibt es auch einige im Auslandseinsatz, man glaubt es kaum.
MARKUS VÖLKER