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der kandidat ali fallahian

Satanische Alternative

Geheimdienstlern wird gemeinhin eine gewisse Intelligenz unterstellt. Bei Ali Fallahian sind Zweifel erlaubt. Als der ehemalige Geheimdienstchef ankündigte, er wolle Präsident werden, war das für viele eine Lachnummer. Schließlich hatte das Berliner Kammergericht ihn 1997 als Hauptorganisator des Mykonos-Anschlags der Ermordung von vier oppositionellen iranischen Kurden 1992 schuldig gesprochen. Auf Staatsbesuche könnte sich der seither mit internationalem Haftbefehl Gesuchte kaum begeben.

Zudem ist er höchstwahrscheinlich verantwortlich für die Ermordung zahlreicher iranischer Dissidenten innerhalb und außerhalb der Islamischen Republik. Den meisten IranerInnen läuft bei der Nennung seines Namens ein Schauer über den Rücken. Er gilt ihnen als der Satan persönlich. Eine von ihm aufgebaute Seilschaft im Geheimdienst soll für die Mordserie an Intellektuellen Ende 1998 verantwortlich sein. Tatsächlich fanden Ermittler heraus, dass die Morde von „abtrünnigen Elementen“ aus Reihen des Geheimdienstes begangen worden seien. Der Hauptverdächtige brachte sich nach seiner Verhaftung im Gefängnis durch das Trinken von Enthaarungsmittel um – angeblich. Er sei im Geheimdienst ein kleines Licht gewesen, hieß es zunächst. Doch dann kam heraus: Unter Fallahian war er Vizechef des Dienstes. Ermittlungen blieben aus.

Als Fallahian vor Studenten sein Wahlprogramm erläutern wollte, wurde er permanent mit Fragen nach seiner Verantwortung für die Morde konfrontiert. Beantworten wollte er sie nicht. Fazit eines Beobachters der Veranstaltung: „Der Mann ist verrückt.“ FOTO: REUTERS

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