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das wetter: die hochzeit (1)

Otto und Klaus hatten die Nacht durchzecht, denn Klaus sollte am nächsten Tag heiraten. Auf dem Heimweg bemerkten sie, dass sie den Heimweg nicht finden konnten, denn sie hatten sich verlaufen. Auf einem verschneiten Acker setzten sie sich nieder und beratschlagten. Der anbrechende Morgen schickte seine ersten Boten voraus. Zuunterst, wo sich die seidigen Blaustufen der sterbenden Nacht noch in einem samtenen Schwarz verloren, prangte – wie ein wunderbarer Diamant – der Morgenstern. Klaus blickte gen Himmel und seufzte: „Welch ein wundervolles Wunder . . .“ Otto folgte seinem Blick in die erhabene Unendlichkeit. „Die Venus“, entgegnete er, „strahlend und schön. Doch kein Wunder sehe ich, durchaus kein Wunder. Es wird Tag, der Morgen graut.“ Die Sonne ließ ihre ersten Strahlen zaghaft über den Horizont tasten. Glitzernder Tau tropfte von Blättern, die sich im Wind wanden. Rosige Wölkchen dümpelten herbei. Die Vögel begannen niedlich zu zwitschern. In der Ferne heulte eine Kreissäge auf.

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