: das gibt zu denken
UTE KUMPF, 56, SPD-Kandidatin für die Stuttgarter OB-Wahl, fühlt sich dem grünen Milieu verwandt. Sie engagiere sich unter anderem für die bisher vernachlässigten in Stuttgart ansässigen Ausländer: „Die haben viel zu bieten“, sagte Kumpf der taz. In Verkehrs- und Baupolitik seien ihre und die Vorstellungen das ausgeschiedenen Grünen-Kandidaten BORIS PALMER, 32, durchaus vereinbar, in der Bildungspolitik ginge sie sogar wesentlich weiter als Palmer mit seinem „Sechs-Pünktchen-Programm“.
Palmer hatte ihr (taz von gestern) vorgeworfen, ihm „nichts angeboten“ zu haben, was eine grüne Wahlempfehlung für die Sozialdemokratin bei der Stichwahl am 24. Oktober rechtfertige: „Ich kann Frau Kumpf inhaltlich nichts abgewinnen.“ Kumpf kontert: „Dann hat er meine Inhalte nicht zur Kenntnis genommen. Es wäre überhaupt kein Problem für ihn gewesen, mit mir einig zu werden, wenn er nur gewollt hätte.“ Im Übrigen sei es nicht möglich, über Wählerstimmen zu verhandeln. Bei den Gesprächen über eine mögliche Wahlempfehlung Palmers für die SPD habe sie den Eindruck gehabt, diese seien „ein abgekartetes Spiel gewesen“ – die Empfehlung Palmers für den Amtsinhaber Wolfgang Schuster (CDU) habe da offenbar schon festgestanden. Palmers Ziel sei eine Weichenstellung im Hinblick auf die Landtagswahl 2006. Im Hintergrund werde zudem bereits über Posten im Stuttgarter Rathaus verhandelt. „Diese Rechnung wird nicht aufgehen“, prophezeit Kumpf: „Er ist zwar ein kluger Kerl und hat sich durch seinen Wahlkampf einen Namen gemacht. Aber den hat er sich jetzt wieder kaputtgemacht.“ Bei ihren Wahlkampfauftritten sei deutlich die Empörung der BürgerInnen über Palmers „Kehrtwende“ zu spüren: „Die Leute sagen: Jetzt schlüpft er plötzlich unter Schusters Rock. Ich sage: Dieses Spiel werden die Stuttgarter WählerInnen durchschauen.“