piwik no script img

Archiv-Artikel

daily dope (38)

„Evi ist ein Höhenmensch.“ Jochen Behle, der Bundestrainer der deutschen Ski-Langläufer, glaubt immer noch, dass das Blut einer seiner besten Athletinnen, Evi Sachenbacher-Stehle, in Höhenlagen anders reagiert als bei den meisten anderen Menschen. Das glauben die Verantwortlichen in der medizinischen Abteilung des Internationalen Skiverbandes (FIS) allerdings nicht. Im Sommer hatte der Deutsche Skiverband eine Ausnahmegenehmigung für Sachenbacher-Stehle beantragt. Sie sollte auch dann starten, wenn der Hämoglobin-Anteil im Blut höher als die erlaubten 16,0 Gramm pro Deziliter Blut ist. Weil vor dem Beginn der olympischen Wettbewerbe der Wert der Läuferin bei 16,4 Gramm lag, wurde sie den Regeln gemäß mit einer so genannten Schutzsperre belegt. Damit ihr derartiges nicht noch einmal passieren kann, ist eine Ausnahmeregelung für sie beantragt worden. Unter Anleitung der FIS unterzog sich die Silbermedaillengewinnerin der Spiele von Turin im Sommer umfangreichen Untersuchungen. Ergebnis: Sachenbacher-Stehles Blut reagiert nicht auf natürliche Weise so, dass eine Ausnahmegenehmigung gerechtfertigt ist. Da ein erhöhter Hämoglobin-Wert ein Indiz für den Einsatz des Blutdopingmittels Epo ist und der Nachweis misslang, dass Sachenbacher-Stehles Blut von Natur aus anders ist als das der anderen Läufer, wird bei jedem Rennen der 25-Jährigen weiterhin ein gewisser Verdacht mitlaufen.

Anders hat die FIS im Falle Jens Filbrich entschieden. Auch der Langläufer aus Frankenhausen war bereits zweimal in seiner Laufbahn wegen überhöhter Hämoglobin-Werte (der Grenzwert bei den Männern liegt bei 17,0 Gramm pro Deziliter Blut) aus dem Rennverkehr gezogen worden. Ihm wurde bescheinigt, dass sein Blut in der Höhe auf natürliche Weise außergewöhnlich reagiert. Filbrich erhielt eine Ausnahmegenehmigung für Rennen, die in einer Höhe von mehr als 1.000 Meter stattfinden. Ein ganz besonderes Blut scheint in den Adern von Franz Göring zu fließen. Der ehemalige Junioren-Weltmeister hatte schon im Vorjahr für alle Rennen eine Sonderstarterlaubnis erhalten. Insgesamt gleiten weniger als zehn Langläufer mit einer Ausnahmeerlaubnis der FIS über die Loipen. TAZ, DPA