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Archiv-Artikel

daily dope (378)

Sowohl der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) als auch der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) wollen das Schuldbekenntnis von fünf deutschen Leichtathletiktrainern im Zusammenhang mit DDR-Dopingvergehen anerkennen und haben keine Bedenken, die Unterzeichner weiter zu beschäftigen. In der Erklärung gestehen die Trainer die Anwendung von Dopingmitteln und entschuldigen sich bei den betroffenen Sportlern für mögliche gesundheitliche Folgeschäden.

Begründet wird die Dopingpraxis mit „systembedingtem Druck“, der von der DDR-Führung auf die sportlichen Verantwortungsträger ausgeübt worden sei und somit Doping legitimiert habe. Dennoch betrachte man den „Einsatz von Dopingmitteln aus heutiger Sicht als Fehler“, so die Trainer weiter. Sie beteuern, seit der Wende einen Sinneswandel durchlebt, sich zum dopingfreien Hochleistungssport bekannt zu haben. Die Unterzeichner sind Klaus Baarck, Gerhard Böttcher, Rainer Pottel, Maria Ritschel und Klaus Schneider. Nicht dazu gehört der vom DLV wegen seiner Dopingvergangenheit entlassene Coach Werner Goldmann, der gegen den Verband auf Wiedereinstellung klagt.

Während sich Sportfunktionäre und -politiker, unter ihnen auch Innenminister Schäuble, dafür aussprechen, die Erklärung als Grundlage für eine Weiterbeschäftigung der einstigen Dopingtäter anzuerkennen, regt sich aus Reihen betroffener Athleten Widerstand. So verurteilte die ehemalige Sprintstaffel-Weltrekordlerin Ines Geipel das Vorgehen von DLV und DOSB als „Generalamnestie“ und kündigte an, juristische Einspruchsmöglichkeiten zu prüfen.

Unterdessen erklärte der elffache Biathlon-Weltmeister Frank Luck, er sei in der DDR ohne sein Wissen gedopt worden. Luck bestätigte jedoch nicht Aussagen früherer Sportkollegen, nach denen der heutige Biathlon-Bundestrainer Frank Ullrich an diesen Vorgängen aktiv beteiligt gewesen sei. TAZ, DPA