brief des tages:
Der Preiskiller Biozertifikat
„Der Corona-Bio-Boom ist erstmal vorbei“, taz vom 15. 2. 23
Die Bioproduktion stoppt die massive Vergiftung der Bauernfamilien von Friedrichsgabekoog in Dithmarschen bis Tiktik Kaanu in Südostnicaragua. Peasant lives matter! Aber nun kommt das nächste Schrumpel-Problem auf den Markt zu: die EU hat neue Richtlinien verabschiedet für die Biozertifizierung von Produzierenden. Sie sollen ab 2024 gelten und bringen solch enorme Probleme für Kleinbauer-Assoziationen im „Süden“ mit sich, dass schon „Neokolonialismus!“ gemurmelt wird. Die historischen Entwicklungsumgebungen, lokale Besonderheiten, juristische Begleithindernisse, Größen von Betrieb und Organisation, erhebliche Erhöhung von Bodenanalysen (auch in Ländern, die kaum ein geeignetes Labor haben) – all das wird eine Verteuerung der Zertifizierung um Faktoren zwischen 2 und 5 (!) nach sich ziehen. Eine Reihe von Produktionsgemeinschaften erwägt bereits den Ausstieg, da es sich „nicht mehr lohne“, die in Europa gültigen Biozertifikate zu beantragen. Also dürften Biolebensmittel noch deutlich teurer werden. Gerd Schnepel, Sano y Salvo, Primera Asociación Campesina e Indígena de Cultura y Producción Ecológicas, Nicaragua
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