brief des tages:
Die Energie vom kleineren Übel beziehen
„Europas fragwürdige Liebe zu Katar“, wochentaz vom 17. – 23. 12. 22
Sicher, Putin ist ein Verbrecher, der Emir in meinen Augen auch. Allerdings mit dem für mich wichtigen Unterschied: Putin ist, wenn man alle seine Kriege seit Tschetschenien berücksichtigt, der größte Massenmörder dieses jungen Jahrtausends – zumindest ist er dafür verantwortlich. Das sehe ich bei dem Emir nicht. Die Alternative, auch beim Emir kein Gas zu kaufen, wäre mir natürlich auch lieber. Nur: Wie heizen wir dann? Wie halten wir unsere Industrie am Laufen? Ich höre auch so schon immer wieder in meinem Umfeld großen Unmut über „die bescheuerten Politiker“, die zulassen, dass alles teurer wird. Die wenigsten sind intellektuell in der Lage zu erkennen, dass es eine unglaublich große Leistung ist, innerhalb von neun Monaten vom russischen Gas wegzukommen, ohne dass 80 Millionen Menschen frieren und ohne dass die viertgrößte Industrienation zusammenbricht. Robert Habeck hat hier etwas geleistet, was vorher unmöglich war. Meine Hochachtung hat er – mit seinem „peinlichen Kniefall“ – Verbeugung, nach meinem Kenntnisstand.
Robert Kusterer, Köln
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen