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brief des tages

Ein Marathon für Mütter

„Wenn Schutz schadet“, taz vom 26. 1. 22

Interessant ist, dass es als feministische Position angesehen wird, erstens so lange wie möglich zu arbeiten, trotz Schwangerschaft, und zweitens so schnell wie möglich nach Geburt an den Arbeitsplatz zurückzukehren. Natürlich ist ein per se verordnetes Berufsverbot unsinnig und natürlich sollten Alternativen gesucht werden, wo immer möglich und gewünscht. Ebenso unsinnig ist die Doktrin, möglichst schnell an den Arbeitsplatz zurückzukehren, damit einem ja die Karriere nicht durch die Lappen geht. Und doch zeigt das Beispiel, dass Frauen sich vermeintlich auch keinen Gefallen tun, Schwangerschaften und die Suche nach Alternativen nicht offensiv anzusprechen.

Das deutsche System der Elternzeit hat durchaus Berechtigung, weil man sich in einem Jahr so herrlich als Familie kennenlernen darf, Kind und Eltern sich aufeinander einlassen und ineinander verlieben können und man einen komplett hilflosen Wurm nicht schon in fremde Hände und Betreuung geben muss. Vielleicht sollte man lieber in diese Richtung auf den gesellschaftlichen Wandel hinwirken – als starr an spätkapitalistischen Leistungsidealen festzuhalten.

Sabrina Neugebauer, Hamburg

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