brief des tages:
Richard David Precht
„Den Ball nicht flach halten“, taz vom 2. 12. 21
Die Geschichte der italienischen Journalistin Greta Beccaglia ist wichtig, weil es die immer noch virulenten, aus der patriarchalischen Gewohnheit stammenden Macho-Reflexe auch bei manchen Journalisten aufzeigt und die mutige Selbstbehauptung von Beccaglia dagegen. Aber sie ist zu wichtig, als dass Herr Waibel sie benutzt, um in einem billigen Seitenhieb Richard David Precht als Querdenkerquatsch redende Charaktermaske zu bezeichnen. Denn Precht hat mit seinem Buch über Bürgerrecht und Bürgerpflicht gerade das Gegenteil von Querdenken geleistet: eine sorgfältig argumentierte Ermutigung an uns Bürger, für das Gemeinwohl Verantwortung zu übernehmen und die Coronamaßnahmen mitzutragen. Wenn er jetzt gegen eine Impfpflicht und gegen die Verunglimpfung der Ungeimpften argumentiert, tut er dies ebenso sorgfältig abwägend wie in seinem Denken insgesamt. Karl Lauterbachs Twitter-Kommentar „das ist peinlich“ entbehrt jeden Eingehens auf deren Argumente. Qua unbelegter Autorität bügelt man die Meinung Andersdenkender genauso ab, wie das die Verschwörungsgläubigen tun.
Alfred Weber, Herold
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