brief des tages:
Die Kinder der Indigenen
„Australiens gestohlene Generationen“,
taz vom 2. 6. 21
1975 führte das australische Parlament den Racial Discrimination Act ein, der Rassendiskriminierung verbietet. Dann geisterten auf einmal wilde, pathetisch emotional aufgedonnerte Geschichten über häusliche Gewalt und Kindesmissbrauch in den indigenen Communities durch die Murdochpresse. Daraufhin wurde im nördlichsten Staat Australiens ein Northern Territory Interventionsmaßnahmenpaket eingeführt, das eine Reihe diskriminierender Gesetze ermöglichte, deren Durchsetzung durch das Militär überwacht wurde. Diese Missbrauchsfälle haben sich alle als haltlos erwiesen, aber der Northern Territory Intervention Act gilt bis heute. Im Northern Territory kann man schon Kinder mit 10 Jahren inhaftieren, was sogar von der UNO kritisiert wurde. 98 Prozent der inhaftierten Jugendlichen und Kinder sind indigener Herkunft. Noch heute werden Kinder mit einem Federstrich eines Bürokraten aus oft nichtigen Anlässen von ihren Eltern getrennt und der staatlichen „Fürsorge“ übergeben – weg von Muttersprache, Kultur, Großfamilie und Community, in eine fremde Welt geschubst. Warum schenkt ihnen keiner Gehör? Christoph Krolzig, Öhningen
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