brief des tages:
Wo ist der Staat Palästina?
„Ritualisierte Bekenntnisse“, taz vom 18. 5. 21
Gerade unsere historische Verantwortung gegenüber Israel verlangt Ehrlichkeit. Einen Freund lügt man nicht an. Aber unsere Politiker und fast alle Medien tun das, wenn sie ihre Nachrichten mit den Raketenabwürfen der Hamas beginnen, die in der Tat menschenrechtswidrig sind, ebenso wie die Bombenabwürfe der israelischen Regierung auf Gaza, die nicht nur die Wohnhäuser von Hamas-Anführern treffen, sondern auch die Zivilbevölkerung töten. Über die Ursache der jetzigen Aggression wurde, wenn überhaupt, wie über einen privaten Immobilienkonflikt berichtet, wenn in Jerusalem palästinensische Familien vertrieben werden aus ihren Häusern, die sie seit Jahrzehnten, lange vor der Gründung Israels 1948, bewohnen. Und diese Vertreibung ist nur eine der vielen, die andauernd im Westjordanland kommentarlos stattfinden. Obwohl das Völkerrecht die Besiedlung besetzten Gebietes durch den Besatzer verbietet, kein Baurecht für Palästinenser besteht, beduinische Dörfer zerstört werden, Wasser rationiert wird und kein Brunnenbau erlaubt ist. 1947 legte die UNO fest: ein israelischer und ein palästinensischer Staat. Wo ist der palästinensische?
Ursula Leppert, München
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