brief des tages:
Profit in der Daimler-Blase
„Interview mit Anne Applebaum: „Führt keine Kulturkämpfe!“, taz vom 3./4./5. 4. 21
Die Frage, wie wir mit Menschen reden, „die aus der Wirklichkeit ausgetreten sind“ (Peter Unfried), beschäftigt uns, seit der Rechtspopulismus in Europa an Fahrt gewonnen hat. Beschrieben werden hier die Filterblasen des Internets, die antidemokratische Vorstellungen und Verschwörungsmythen befeuern. Genauso intensiv sollten wir uns mit anderen Blasen beschäftigen: Mir scheint, dass auch Daimler-Aktionäre in einer Blase leben. Auch sie verweigern den Blick auf Realitäten, sind Argumenten nicht zugänglich, und ihre Entscheidungen tragen zur Entsolidarisierung der Gesellschaft bei. Wie sollen Arbeitnehmer/innen akzeptieren, dass sie auf Kurzarbeit gesetzt werden, Forscher/innen, dass ihr Job gestrichen wird – die Aktionäre aber hohe Dividenden und Kursgewinne einstreichen? Und der Konzern gleichzeitig Staatshilfe – also Steuergelder – in der Pandemie in Anspruch nimmt? Beide Gruppen von Blasenbewohner/innen wollen nicht argumentieren – Daimler-Aktionäre, weil sie meinen, es nicht nötig zu haben? Frau Applebaum würde vielleicht raten, mit den Aktionären über Bau oder Kauf von Autos ins Gespräch zu kommen? Lies Welker, Mainz
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