brief des tages:
Rassismus mit Sauce
„Knorr benennt „Zigeunersauce“ um: Kulturkampf aus der Flasche“, taz vom 17. 8. 20
Das Z-Wort ist nicht unsere Selbstbezeichnung, sondern eine von Stereotypen belastete Fremdbezeichnung aus der Mehrheitsgesellschaft, die in ihrer Tradition und in ihrem aktuellen Gebrauch diskriminierend und rassistisch ist. Diese Einsicht seitens Knorr und hoffentlich auch weiterer Hersteller, die überlegen, dem Namenswechsel zu folgen, ist zu begrüßen. Gleichzeitig ist es bemerkenswert, wie schwer sich Teile der Mehrheitsgesellschaft mit derartigen sprachlichen Anpassungen tun. Es wird der Eindruck erweckt, eine Art oppressive Sprachpolizei schränke aus ideologischen Gründen die Meinungsfreiheit ein. Ich erhoffe mir klare Bekenntnisse aus der Gesellschaft, dass Rassismus und Menschenfeindlichkeit weder vom Grundgesetz und der Meinungsfreiheit geschützt sind noch einen kulturellen Bestandsschutz in Deutschland genießen. Ist mit der Namensumbenennung dem Kampf gegen Diskriminierung von ethnischen Minderheiten Genüge getan? Nein, es ist tatsächlich nur ein kleiner Beitrag. Der Kampf gegen Rassismus und Antiziganismus darf nicht bei Namensänderungen von Produkten und Straßennahmen enden. Romeo Franz, Berlin
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