brief des tages:
Da feiert die Autoindustrie ein rauschendes Fest
„Selbstkritik des Bahnvorstands kommt gut an“, taz vom 12. 9. 18
Am Boden liegend kapituliert die Deutsche Bahn und fleht um Hilfe. Das ist die bittere Botschaft des Beitrags von Beate Willms, der die Situation so trefflich beschreibt.
Ich stelle mir vor, wie rauschend das Fest gewesen sein muss, zu der die Autoindustrie eingeladen hat: Die Lobbyisten freuen sich, weil ihre kühnsten Träume übertroffen wurden, und sind damit beschäftigt, ihre Prämien zu zählen. Die überschwänglichen Grußworte des CSU-Bundesverkehrsministers, die nüchterne Festrede hält die CDU-Bundeskanzlerin. Ihre klaren Dankesworte lässt selbst Vorstandsvorsitzenden die Tränen in die Augen schießen.
Die wenigen SPD-Vertreter verpassen die Reden, weil sie mit der Bahn angereist sind, und suchen noch zu später Stunde, als sich die Umarmungen langsam wieder lösen, nach dem tieferen Sinn der Veranstaltung.
So tief sind wir gesunken. Was kann ich je der nachfolgenden Generation über die Bundes-Verkehrspolitik berichten, die jede Nachhaltigkeit vermissen lässt und den Bürgern schmutzigen Sand in die Augen streut?
Jens Lange, Bremen
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen