brief des tages:
Versagen im Umgang mit „Fall Chico“: Einschläfern ist keine Lösung
„Saubere Lösung“, taz vom 14. 4. 18
Karolina Meyer-Schilf behauptet, dass die Allgemeinheit sicher wäre, wenn Chico eingeschläfert wird. Dabei vergisst sie aber – wie die meisten JournalistenInnen – dass nach Statistik des BKA jeden dritten Tag ein Kind durch Misshandlungen, meist von Vater oder Mutter, getötet wird, im Jahr 2016 insgesamt 133 Kinder. Die Dunkelziffer würde die Zahl noch erhöhen. 4.204 Kinder wurden im Jahr 2016 körperlich misshandelt. Auch hier gibt es eine hohe Dunkelziffer. Nur über diese Fälle berichtet nicht mal die taz ausführlich.
Zudem wurden laut BKA-Statistik im Jahr 2016 149 Frauen durch den Partner oder den Expartner getötet. Auch das scheint nicht berichtenswert zu sein, es sei denn es passiert in der Öffentlichkeit. Aber wenn der Täter ein mies behandelter Hund ist oder ein Baby nicht ausreichend beaufsichtigt wird, dann schreiben sich die JournalistenInnen die Finger wund. Müsste man dann nicht eigentlich auch die menschlichen „Angreifer“ einfühlsam einschläfern, um die Allgemeinheit zu schützen? Anja Hallermann, Braunschweig
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