Bewegungstermine in Berlin: Nackte Körper gegen Merz
Am Samstag lehnen sich Aktivist:innen gegen den Rechtskonservativismus auf. Am Dienstag wird dem Knasttoten Ferhat Mayouf gedacht.
D er Rechtsruck droht Deutschland noch autoritärer, patriarchaler und rassistischer zu machen, als dieses Land ohnehin schon ist. Was aber tun gegen das Comeback der rechtskonservativen Politik? Die Organisator:innen der „Brust Raus Demo“ haben eine klare Antwort: Gegen die biedermeierliche Politik von Friedrich Merz, die ja nicht zuletzt auf die Kontrolle von Frauen*körpern abzielt, hilft nur, auf alle Vorgaben zu scheißen – und die eigenen nackten Oberkörper zum Protest zu tragen.
Und weil auch das sogenannte Schönheitsideal nur ein Konstrukt des Kapitalismus ist, sollen natürlich alle Körper teilnehmen, ob sie nun im Rollstuhl sitzen oder auf Krücken laufen. Hauptsache, auf dem Körper stehen Forderungen – und auch das ist keine Verpflichtung. Auch Angezogene sind auf der Demo herzlich willkommen. (Samstag, 19. Juli, Brandenburger Tor, 14 Uhr)
Erfahrung mit dem widerständigen Leben hat die Bergpartei, die seit 20 Jahren die Subkultur Berlins prägt. Das sich selbst als „Antipartei“ bezeichnende „ökoanarchistisch-realdadaistische Sammelbecken“ ist ursprünglich mit dem Anspruch angetreten, die Linkspartei und deren Herrschaftsanspruch von links unten auszuhöhlen. Ihren Namen gemacht hat sie sich mit Protesten gegen Schwurbler-Demos in Reptilienkostümen. Eine Geburtstagssause gibts in der Floating-University, unter anderem mit Bernadette la Hengst, dem Chor der Statistik, Mittekill und Pastor Leumund (Samstag, 19. Juli, Lilienthalstr. 32, 15 Uhr).
„Das war Mord!“
Am Dienstag findet schließlich die Gedenkdemo an Ferhat Mayouf statt. Mayouf starb am 23. Juli 2020 im Alter von 36 Jahren in der JVA Moabit an einer Rauchvergiftung. Als in seiner Zelle Feuer ausbrach, schrie Mayouf Aktivist:innen zufolge um Hilfe. Doch statt die Zellentür zu öffnen, sollen die Wärter:innen 20 Minuten auf die Feuerwehr gewartet haben – was Mayouf das Leben kostete. Für die Aktivist:innen ist klar: „Das war Mord!“ – weshalb sie unter dem Motto „Ausgegrenzt, kriminalisiert, ermordet. Alle Knäste abschaffen!“ auf die Straße gehen. (Mittwoch, 23. Juli, U-Bhf. Turmstraße, 18 Uhr)
Der taz plan erscheint auf taz.de/tazplan und immer Mittwochs und Freitags in der Printausgabe der taz.
Bereits im Vorfeld findet eine ganze Veranstaltungsreihe statt, die sich kritisch mit dem System Knast auseinandersetzen will. Bereits am Freitagabend geht es dabei im Zielona Góra um die Art und Weise, wie solidarische Menschen gegen das Vergessen von Ferhat Mayouf kämpfen.
Mit dabei sein werden dessen ehemaliger Mitgefangener Kay Schedel und Mayoufs Anwalt, Benjamin Düsberg. (18. Juli, Grünberger Str. 73, 19 Uhr) Am Sonntag behandelt eine Veranstaltung im Infoladen Scherer 8 den Fall des eingeknasteten Antifas Nanuk und den von Mehmet Karaca, einem kurdischen Aktivisten, dem eine Mitgliedschaft in der PKK vorgeworfen wird (20. Juli, Schererstr. 8, 13 Uhr).
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!