: betr.: Die Toten Hosen exklusiv aus Italien
Wer sagt denn, in Italien geht's unbürokratisch zu. Im Gegenteil! Also, du willst dir hier unten noch ein paar Karten für die Gruppenspiele besorgen. Gehst zur banca nazionale del lavoro, Tickets gibt's nur in der Bank, und stellst dich erst mal draußen in eine lange Schlange: macht gut fünf Stunden Wartezeit.
Weil die den Ausweis sehen wollen und jeden Buchstaben und jede Zahl fein sauber im Computer speichern. Immerhin: Beim Warten kommt man sich näher. Haben schon zwei hübsche Kolumbianerinnen getroffen und gefragt, ob sie denn auch alles durch den Zoll gekriegt hätten. Ist überhaupt nicht angekommen, der Wink mit dem Zaunpfahl.
Und vorgestern in Udine hat 'ne Oma randaliert. Die Bank hat zwei Eingänge, für WM-Karten und für normale Kunden getrennt, und ein paar Schlauberger wollten die flotte Tour bringen und innen dann die Schlange wechseln. Da war die Oma vor. Hat heftig im dem Schirm gegen die Tür gebollert und den Geschäftsführer bedroht: Was das soll und sie wär's leid. Geht auch zum falschen Eingang rein und hat die geballte Ordungsmacht in Schwung gebracht: Kommt ein Polizeiauto mit vier Mann, drei sichern die Bank ab, und einer verhört die Oma.
Wenn du's dann geschafft hast, mußt du zu drei verschiedenen Schaltern, Name, Gebortsort, Ausweisnummer, die ganze Arie rauf und runter, und jede Nummer des Tickets. Acht Karten brauchen wir jeweils! Und Karten gibt's nur an den Spielorten! Treffen wir uns halt alle wieder vor einer anderen Bank.
Was nix ist gegen die Schwierigkeiten von Fans aus Südkorea oder Arabien. Mit deren Schriftzeichen kann der Computer nämlich nichts anfangen - für die ist die WM jetzt schon gelaufen. Keine Chance.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen