piwik no script img

berliner szenenDie Küche als Dancefloor

Am Mittwoch lud ich zwei Freundinnen zu mir nach Hause ein. Ich hatte sturmfrei, mein Freund war für paar Tage verreist und ich wollte mit den beiden auf das neue Jahr anstoßen. Wir aßen Raclette und tranken ordentlich Wein. Dazu hatte ein Freund geraten, der viele Käse würde sich mit Wein besser vertragen als mit Wasser. Na dann, Prost!

Um uns anschließend vom raclettigen Schweregefühl zu befreien, drehte ich die Musik lauter, und wir erklärten den Küchenboden zu unserem Dancefloor. Wir tranken weiter Wein – so jung würden wir im neuen Jahr nicht mehr zusammenkommen.

Irgendwann gegen 1.30 Uhr klingelte es an der Tür. Wir erschraken und stellten schnell die Musik aus. Ich dachte, damit hätte sich die Sache erledigt, doch plötzlich hämmerte es gegen meine Wohnungstür. Es schien, als würde sie jeden Moment auseinanderfliegen. Meine Freundin und ich – die andere Freundin hatte noch die letzte Bahn erwischt – bekamen es mit der Angst zu tun. Die Polizei konnte es nicht sein, die hätte sich schon zu erkennen gegeben. Es musste ein Nachbar sein, die Aggressivität aber passte gar nicht in meine kultivierte Hausgemeinschaft. Irgendwann hörte das Hämmern auf. Wir legten uns schlafen. Am nächsten Morgen gegen 8 Uhr wurden wir geweckt – durch penetrantes Sturmklingeln. Doch wir blieben liegen. Am Mittag fragte ich die Nachbarn neben, über und unter mir – sie wussten nicht, wer nachts gegen meine Tür gehämmert hatte. Meine direkte Nachbarin war allerdings davon aufgewacht, nicht von meiner Musik. Wer konnte das bloß gewesen sein? Mit dieser Frage versuchte ich am nächsten Abend einzuschlafen, als es plötzlich gegen 23 Uhr wieder klingelte. Ich zögerte kurz, schlich dann aber doch zur Tür. Als ich durch den Spion schaute, war da – niemand. Eva Müller-Foell

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen