: berliner szenen Junge und Ergraute
Noch rockt Pankow
Die Sängerin von John Does Revenge hat eine faszinierende Stimme, sie rockt im Café Garbáty mit den anderen jungen Musikern ihrer Band aus Amsterdam. Das Solidaritätskonzert in der alten Jugendstilvilla in Pankow ist sehr gut besucht, das Publikum bei bester Verfassung, entspannt. Ein erster Sieg ist erstritten.
Zu später Stunde eine Jam Session mit Berliner Musikern. Die Zuhörer sind begeistert, was hier spontan entsteht. Eigensinnig und stilvoll gekleidete Frauen tanzen, eine wilde Mischung an Menschen ist in diesem heiß begehrten Raum versammelt. Man kennt einander, dies ist ein Treffpunkt, ein verlängertes Wohnzimmer, in dem Fremde mühelos ins Gespräch kommen. Junge und Ergraute stehen hier gemeinsam, weil Alter keine Rolle spielt.
„Hört, hört, hört, es wird gekehrt“, steht auf einem der Plakate von Manfred Butzmann. Er stellt augenblicklich im Garbáty aus und hat so die Sache auf den Punkt gebracht:
Eigentlich sollte Pankows kultureller Leuchtturm bereits ausgeknipst sein. Wenn alles seinen Gang gegangen wäre. Wenn der Gerichtsvollzieher, wie angekündigt, geräumt hätte vorige Woche und kein Anwalt das gestoppt hätte. Das nicht subventionierte und doch etablierte, bei Bürgern und Künstlern gleichfalls beliebte Kulturprojekt ist ein Außenposten im ansonsten nachtlebenfreien Pankow. Nun sollte es ohne Alternative auf die Straße gekehrt werden. Die Bürgerferne der hierfür Verantwortlichen ist bemerkenswert.
An der Bar strapaziert jetzt so mancher seine Stimmbänder. Diejenigen, die feiern, sind die widerspenstigen, agilen, standfesten Bürger, die diesen Ort gerne erhalten wollen. Neue Meldungen von dort sind garantiert.
GUNDA SCHWANTJE