banker-urteile : Und täglich grüßt der Bankskandal
Bankgesellschaft? Stimmt, da war doch was. Das Urteil gegen die beiden Ex-Landesbank-Manager spült Berlins größtes Finanzdesaster wieder ins öffentliche Bewusstsein. Das Interesse wird von kurzer Dauer sein. Waren alle Details der hochkomplizierten Affäre schon zu ihren Hochzeiten 2001 nur für Fachleute nachvollziehbar, ist sie fürs Gros der Menschen inzwischen Vergangenheit. Kein Wunder.
KOMMENTAR VON ULRICH SCHULTE
Die Halbwertszeit jeglicher schwer zu vermittelnden Affäre ist in einer auf knappe Botschaften fixierten Mediengesellschaft kurz. Schwerer aber wiegt beim Bankenskandal eines: Zwischen normalem Gerechtigkeitsempfinden und tatsächlicher juristischer Aufarbeitung klafft eine risikoabschirmungsgroße Lücke.
Die beiden Banker werden die verhängte Geldstrafe natürlich aus der Portokasse bezahlen, wenn sie ihre Revision nicht erfolgreich durchboxen. Darüber mag man sich aufregen, doch viel bedeutsamer ist: Richter werden und können nur über Teilaspekte der Affäre strafrechtlich befinden. Ob es die jetzigen Urteile sind, der ausstehende Prozess gegen Strippenzieher und Ex-CDU-Fraktionschef Landowsky oder die bisher fehlende Aufarbeitung der dubiosen Immobilienfonds – Inkompetenz, Geldgier und auch ein gerüttelt Maß krimineller Energie sind oft nicht justiziabel. Man muss es nur geschickt genug anstellen.
Allem Fatalismus à la „Bei der Höhe unserer Verschuldung ist doch eh alles egal“ zum Trotz: Der Schaden, den die Mischpoke aus Politikern, Managern und politischen Managern angerichtet hat, bestimmt die Zukunft der Stadt. Der Banken-GAU hat die eh dramatische Haushaltslage verschärft. Die BürgerInnen sind es, die sie Tag für Tag unmittelbar zu spüren bekommen. So ruft sich der Skandal noch Jahrzehnte selbst in Erinnerung.