ausländische zeitungen zum ersten jahr der großen Koalition in deutschland :
Die Neue Zürcher Zeitung kommentiert: Die Bilanz des ersten Jahres darf durchaus bescheiden genannt werden. Merkel scheint wie geboren für diese Art des Regierens, weil dies ihrem persönlichen Führungsstil entspricht. Im Kampf um die Nachfolge Kohls setzte sie sich beharrlich, aber ohne offenen Kampf gegen alle männlichen Konkurrenten durch. Sie wartet ab, wie sich die Dinge entwickeln, weil in den labyrinthartigen Entscheidungsprozessen einer Volkspartei eine frühe Festlegung häufig eine Niederlage bedeutet. Diese Stärke ist aber auch ihre größte Schwäche. Selbst dort, wo sie den Kurs vorgeben könnte, unterlässt sie dies meist aus Furcht vor einer Schlappe.
In Paris meint Le Monde: Nach einem Jahr Amtszeit gehen der Regierung von Angela Merkel in der Innenpolitik schon die Ideen aus. Merkel scheint nicht darauf zu hören, dass sie ihre Arbeitsweise beschleunigen solle. Sie bleibt ihrer Politik der kleinen Schritte treu. Die Kanzlerin wendet sich jetzt mehr der internationalen Politik zu, wo sie bereits von Anfang an beeindruckt hatte. Nachdem ihre Popularität gegen Ende des Sommers erheblich geschwunden war, rieten ihr die Berater mit Blick auf 2007, doch in die doppelte Präsidentschaft Deutschlands, der Europäischen Union und der Gruppe der sieben führenden Industrieländer mit Russland (G 8), zu investieren.