: ai über Folter im Libanon
amnesty international erhielt zahlreiche Hinweise auf Mißhandlungen und Folter, darunter Berichte aus erster Hand von Gefangenen der Amal–Miliz während des „Lagerkrieges“. Einer dieser ehemaligen Häftlinge erklärte, er sei während eines Verhörs über seine mutmaßliche Mitgliedschaft in der PLO geschlagen worden, außerdem habe man ihn mit Hinrichtung bedrohrt und einer Scheinexekution unterzogen; man habe ihn glauben machen wollen, daß Mitgefangene hingerichet worden seien, und ihn gezwungen, der Folterung seines Vaters zuzusehen. Er sei in eine überfüllte Zelle verlegt worden, in der sich blutende und mit Quetschungen übersäte Häftlinge befanden; einige von ihnen litten unter Knochenbrüchen, und einer starb noch in der Zelle. Ein weiterer ehemaliger Häftling wurde am 19. Juli von einem Äzteteam amnesty internationals untesucht. Er gab an, zwischen dem 20. Mai und dem 17. Juni 1985 von der Amal in Burj al Murr festgenommen und über Waffenvorräte der PLO verhört worden zu sein. Man habe ihn auf den Körper und die Fußsohlen geschlagen und dreimal der als „Papageienschaukel“ bekannten Folter unterzogen, dabei habe er einmal das Bewußtsein verloren; man habe vorgegeben, ihn ertränken zu wollen; er sei in einen Traktorenreifen gesteckt und mehrere Rampen hinuntergerollt worden, gleichzeitig habe man ihm mehrere Schläge auf den Kopf versetzt, so daß er ohnmächtige wurde. Um seinen Pensi habe man einen Nylonfaden gebunden und ein Gewicht daran gehängt. Die untersuchenden Ärzte von amnesty international erklärten in ihrem Bericht, sie hätten an seinem Schädel, der hinteren Seite seines linken Oberarms und an seinem Penis Narben festgestellt, die den beschriebenen Foltermethoden entsprächen. Berichte ehemaliger Gefangener der Südlibanesischen Armee über Folterungen im Gefängnis von Khiam ließen auf ein regelrechtes Foltersystem schließen. aus: ai–Jahresbericht 1986
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