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ai: Mit dem Segen der Kirche

■ Der evangelische Pfarrer Volkmar Deile wird neuer Generalsekretär der deutschen Sektion von amnesty international / ai als Herausforderung und „Stachel im Fleisch“ politischer Macht

Bonn (taz) - Die deutsche Sektion von amnesty international wird eine bewährte Tradition fortsetzen: Wie ihr erster Generalsekretär Helmut Frenz (1979 bis 1985 bei ai) wird auch der neue wieder ein evangelischer Pfarrer sein. Volkmar Deile, 47 Jahre alt, arbeitete nach einem Vikariat bei der evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg (West-Berlin) als Geschäftsführer bei der Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste und war von 1985 bis jetzt für den Deutschen Evangelischen Kirchentag, für die Konferenz Europäischer Kirchen in Genf und als Programmsekretär für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Genf tätig. Er tritt bei ai die Nachfolge von Brigitte Erler an, die sich nach fünf Jahren Menschenrechtsarbeit wieder anderen Aufgaben zuwenden will, wie der Vorstandssprecher der deutschen amnesty-Sektion, der Berliner Anwalt Karsten Lüthke, gestern in Bonn erklärte.

Volkmar Deile tritt seine Arbeit zu einem Zeitpunkt an, da „die Menschenrechte als Propagandawaffe im kalten Krieg weggefallen“ seien. Dennoch stehe, auch in Europa, die Menschenrechtsfrage nach wie vor in jedem Land auf der Tagesordnung. „Bestochen“ für die Arbeit bei amnesty international habe ihn angesichts der „Interdependenz politischer Strukturen“ vor allem der internationale Charakter der Organisation, die als finanziell und politisch unabhängige Basisbewegung wie ein „Stachel im Fleisch“ politischer Macht wirke. Die weltweite Menschenrechtsbewegung biete darüber hinaus ein neues Verständnis von Politik an.

Volkmar Deile, der von seiner Kirche vorübergehend beurlaubt worden ist, wird seine Arbeit in Bonn am 1. August aufnehmen.

Bg

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