■ Sparen an der Kinderseele: Zynisch
Das Scheitern war vorprogrammiert, und das wußte auch die Senatsverwaltung für Frauen: Die Frauenprojekte konnten die Auflagen, gegen die sie sich von Anfang an gewehrt haben, nicht erfüllen, ohne die ihnen gestellte Aufgabe ad absurdum zu führen. Wer je ernsthaft geglaubt hat, zwei Psychologinnen könnten sich um 83 traumatisierte Kinder kümmern, die auf 25 Zufluchtswohnungen verteilt sind, muß inkompetent sein.
Die Kinderbereiche wegen der Nichterfüllung nicht erfüllbarer Konditionen zu schließen ist zynisch und der Versuch, die Verantwortung für ein undurchführbares Konzept auf den Hauptausschuß zu schieben, scheinheilig. Wenn es Frauensenatorin Christine Bergmann ernst ist mit dem Ziel, psychologische Betreuung für diese Kinder anzubieten, hätte sie ihr ganzes politisches Gewicht für eine vernünftige Lösung in die Waagschaale werfen müssen. Alles andere ist eine Unterlassung.
Noch vor einem Monat hatte die Senatorin erklärt, daß bei den Projekten im Antigewaltbereich nicht gespart werden soll. Und am Frauenstreiktag hatte sie in einem flammenden Kommentar für die taz noch den Protest gegen das „frauenpolitische Rollback in unserem Lande“ gelobt. Nur einen Tag später schrieb ihre Staatssekretärin den Abwicklungsbescheid. Glaubwürdig ist das nicht, vielmehr entsteht der Eindruck, daß die Mitarbeiterinnen der beiden Projekte jetzt dafür bestraft werden, daß sie das Unmögliche nicht geschafft haben. Daß sie sich aus Verantwortungsgefühl gegenüber den Kindern geweigert haben, im Schnellverfahren ein paar seelische Streicheleinheiten und Trostpflaster zu verteilen, die nicht viel nützen, sich in der politischen Bilanz aber gut machen.
Der Betrag, der mit der Schließung „eingespart“ wird, ist äußerst gering. Die Folgekosten werden mit Sicherheit höher ausfallen. Wenn Kinder, die ihre Gewalterfahrung und zerstörerische Beziehungsmuster nicht verarbeiten, später selbst gewalttätig werden, wird die Gewaltspirale fortgesetzt statt unterbrochen.
Aus all dem kann nur geschlossen werden, daß Kinder nichts wert sind, daß ihre Interessen und Bedürfnisse nicht anerkannt werden.
Es gibt keine Alternative zur psychologischen Begleitung dieser Kinder, und deshalb muß es eine Alternative zur Kürzung dieser Stellen geben. Dorothee Winden
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