passagen : Zwischen hausbackener Erotik und verruchter Rüsche
Die Frau ist ja immer ein Thema. Die Frau an sich. Die Frau als Wille und Vorstellung. Die Frau als Lichtquelle. Wie bitte? „Das Licht der Frauen“ heißt der „Passagen“-Beitrag der Kölner Design-Agentur Schönstein im „Museum für verwandte Kunst“: vierzig Tischlampen, die Chiffren von Weiblichkeit als ironische Lichtspielereien inszenieren.
Auf einer Schwarzer-Feldbusch-Skala tendieren die Schönstein-Leuchten eindeutig in Richtung Feldbusch: „Süße Früchtchen“ nennt sich eine Serie von Lampenschirmen aus gerafftem Edelstöffchen, garniert mit Himbeeren, Erdbeeren oder Tutti Frutti. Auch „Doris Day“ setzt auf Frauenbilder der altertümlichen Art: Zwischen karierter Tageskleid-Optik und schleierzartem Betthäschen-Outfit zitieren die Lampenschirme genau jene Aura hausbackener Erotik, mit der die Schauspielerin berühmt wurde.
Da sind die taillierten „Domina“-Lampen aus Lackleder und Korsettschnüren das krasse Gegenteil. Und die „Saloon Peggy“-Modelle mit Alabasterfuß und verruchter Rüsche erinnern daran, dass halbseidene Tischleuchten früher auch gerne im Puff standen. Sexualisierte Weiblichkeit als Dekor für Nachttischlämpchen: Was sich wie ein Szenario aus den Alpträumen der Genderforschung anhört, präsentiert sich als feminine Licht-Pop-Art: witzig und überzogen, da können Machos und Frauenrechtlerinnen gemeinsam drüber lachen.
Nicht nur Frauen leuchten derzeit in Köln, sondern auch Benzinkanister. Der o.k.-Versand zeigt den Pariser Designer Régis, der seit Jahren Kunststoffbehälter in Lichtobjekte verwandelt. Designverliebte kennen seine „Raketenlampen“ aus übereinander arrangierten, von innen erleuchteten bunten Plastikeimern. Bei den „Passagen“ zeigt Régis erstmals seine Installation „Plastic City“ als Schaufensterdekoration.
Ein bisschen erinnert es an eine Modelleisenbahnlandschaft, dieses Mini-Environment aus Plastikbäumchen, leuchtenden Joghurtbecher-Häuschen und vor sich hin funzelnden Kanistern, die Hochhäuser darstellen sollen. Den sonst so inspirierten Arbeiten von Régis wird dieser infantile Ladenhüter nicht gerecht, mehr als ein Licht-Spiel kommt dabei nicht heraus. Aber warum auch nicht? Bierernstes Lichtdesign bekommt man zur Zeit in Köln genug zu sehen.
Holger Möhlmann
„Das Licht der Frauen“: Museum für verwandte Kunst, Genter Str. 6, Do-Sa 11-21 Uhr, So 11-18 Uhr o.k.-Versand, Gladbacher Str. 36, Do und Fr 11-20 Uhr, Sa und So 11-16 Uhr