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Zwischen den Welten

■ LKW-Hupen und harte Breakbeats: Boymerang ist der etwas andere Star der großen britischen Drum'n'Bass-Szene

Drum'n'Bass ist eine enge Welt. Wie eng, das demonstrierten in letzter Zeit vor allem zwei Ereignisse: das große Raunen um Goldies wildgewordenes Genre-Hopping und, knapp ein Jahr zuvor, das Erstaunen um Graham Suttons Eintritt in die Breakbeat-Oberliga. „Ja geht denn das, ja ist denn das möglich – ein Indie-Rocker macht richtigen Drum'n'Bass?“sprach die Szene und wunderte sich sehr. Und wenn es nicht so traurig wäre, wäre es lustig.

Ist es aber nicht. Denn es zeigt, daß jahrelange Predigten von Freiheit und Grenzenlosigkeit gar nichts gebracht haben. Nach wie vor gibt es außer der sogenannten Avantgarde keinen klischeefreien Crossover, entsprechend groß ist die Verwunderung über den lässigen Schritt, den Sutton in seinem neuen Gewand als Boymerang gemacht hat. Wobei sein Debüt-Album Balance Of The Force mit musikalischer Neuerfindung auf den ersten Blick nichts zu tun hat. Es ist tatsächlich klarer digitaler Drum'n'Bass, mit dem er sich als Meister von Sound und Struktur erweist. Jene Brücke, an der sich Goldie seit Anbeginn im Nebeneinander versucht, gelingt Boymerang innerhalb einzelner Stücke: die Gleichzeitigkeit von Härte und vom ätherischen Moment, das als „Urban Soul“gehandelt wird. Das ist kraftvolle und präzise Musik, die wenig mit der mauscheligen Kombination aus Prefab Sprout und Talk Talk zu tun hat, welche Sutton zuvor mit Bark Psychosis fabrizierte. Das einzige, was von den verzärtelten Wave-Jazz-Symphonien geblieben ist, ist die Präzision. Aus ambienten Traumgebilden sind technoide Straßenszenen geworden, wie in „You Like It Like That“, einem faszinierenden Hörspiel aus LKW-Hupen über kantigen Loops.

Angesichts dieser Entwicklung ist Boymerangs Auftritt als DJ besonders interessant; hier zeigt sich, ob er seiner Konvertierung treu bleibt oder einen großen Bogen spannt. Ob sich die Welten im Spiel der Plattenteller nicht nur begegnen, sondern auch durchdringen.

Holger in't Veld

Fr, 20. März, 23 Uhr,

Markthalle (Upper Level)

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