LAURA MARS GALLERY : Zwischen Religion und Soap Opera: Lebende Bilder des Kolonialismus
Die Filminstallation von Rosa Berardo und Romeo Gongora erscheint zunächst wie eine knappe Gegenüberstellung religiöser und historischer Perspektiven auf Brasilien. Der Umbanda, ein philosophisch-religiöses System, das sich aus dem christlich-katholischen und unterschiedlichen afrikanischen Glauben speist, hatte – so erfahren wir – seinen Ursprung Ende des 19. Jahunderts im Süden Brasiliens. Neun Szenen historischer Tableaus vivants werden in einem Film dargestellt, der durch sein Bluebox verfahren, an brasilianische Soaps erinnert. Erzählt wird die Geschichte des Preto Velho, des alten Mannes, der als Sklave seiner Herrin half und für seine „Übergriffigkeit“ von ihrem Mann getötet wurde. Dem Umbandaglauben an die Unsterblichkeit der Seele und der Kommunikation zwischen Geistern und Lebenden folgend, ist der Preto Velho heute ein Mann, der in Ritualen Ratschläge erteilt, was der zweite Film dokumentarisch abbildet. Und so verheddern sich die BetrachterInnen der Installation immer mehr in ein Netz aus kolonialer Vergangenheit, touristischer Abenteuerlust und (persönlichen) Ressentiments. MJ
■ Bis 24. August, Di.–Fr., 13–19 Uhr, Sorauer Str. 3