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„Zwischen Aquarell und Bequerel“

■ „wunde-r-punkte wendland“: ein Kulturfestival an der alten Nahtstelle zwischen Ost und West

Daß die Lüchow-Dannenberger AtomgegnerInnen nicht nur Bauplätze besetzen oder Atomtransporte blockieren, sondern auch spektakuläre Kunstaktionen inszenieren können, haben sie in den vergangenen Jahren schon mehrfach bewiesen. Mit „wunde-r-punkte wendland“ haben sich die Polit- und KunstaktivistInnen nun zwischen Himmelfahrt und Pfingsten ein Projekt vorgenommen, dessen Grundidee so alt ist wie der Widerstand gegen die Atomanlagen in Gorleben.

Zehn Jahre nach der Besetzung der Bohrstelle 1004 wollen die „freien Wenden“ zehn Tage lang den Atomkreis Lüchow -Dannenberg in einen Treffpunkt von politischen und ökologischen Initiativen, MusikerInnen, GraphikerInnen und KunsthandwerkerInnen aus ganz Europa verwandeln: „zwischen Aquarell und Bequerel“. Das Wendland, gelegen an der „alten Nahtstelle zwischen Ost und West“, ökologische Nische und Abfallkippe des technischen Fortschritts zugleich, mit seinem Netz kultureller und sozialer Initiativen und seiner über 13 Jahre entwickelten Widerstandskultur scheint der geeignete Ort dafür.

Für die InitiatorInnen ist es der „größte Wunderpunkt“, wieviele verschiedene Menschen sich nach all den verlorenen Kämpfen zu diesem Projekt zusammengetan haben - als Mitveranstalter wurde sogar das Kulturamt der DDR-Grenzstadt Salzwedel gewonnen. Doch es gab auch „wunde Punkte“: Das große internationale „Wendland Open-air-Festival“ mit 18 Gruppen aus der BRD, DDR, dem west- und osteuropäischem Ausland und aus Afrika, das als abschließender Höhepunkt am 2./3. Juni direkt am Grenzzaun stattfinden sollte, scheiterte am Protest westlicher Kneipiers und Schützenbrüder, die um ihre pfingstliche „(Friedhofs)Ruhe“ fürchteten. Nun werden sie über eine ganze Woche verteilt in Lüchow-Dannenberg und Salzwedel ihre Konzerte geben.

Als schmerzlich wurden auch die brüske Verweigerung einer finanziellen Unterstützung seitens einiger grüner Stiftungen empfunden, nachdem es mündlich zunächst wohlwollende bis zustimmende Äußerungen gegeben hatte. Durch diese Absage mußte eine der zentralen Veranstaltungen - „Eurotopia oder wohin soll die ökologische Reise gehen?“ - kräftig zurückgestutzt werden. Statt einer hochkarätigen Seminarreihe werden nun zu diesem Thema „nur“ eine international besetzte Podiumsdiskussion und mehrere Informationsveranstaltungen geboten, quasi als Vorbereitung für ein großes Ost-West-Camp im nächsten Jahr - dann aber mit den grünen Stiftungsgeldern.

Rund fünfzig Programmpunkte hält der „Reisebegleiter“ für all jene bereit, die sich zu einem Kurzurlaub ins Land der „wunde-r-punkte“ verlocken lassen: Ein Wiedersehensfest der PlatzbesetzerInnen von 1004, ein Wochenendseminar für atomkritische Christen, Ausstellungen, Theater, Filme, Workshops, naturkundliche Führungen, Veranstaltungen zum ökologischen Landbau - und nicht zu vergessen die Kunstaktion „Großes FahrindieHöh“ mit Samba und Dämonentanz am 24.Mai am Gorlebener Endlager in einer finsteren Neumondnacht, mit der alles beginnen soll.

Gabi Haas

wunde-r-punkte wendland, 24. Mai bis 4. Juni. Kontakt: Werkhof Kukate, 3131 Waddeweitz 1, Tel. 05849/468.

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