: Zwilling für Allermöhe
■ Zwei neue Dörfer für 15.000 Hamburger Von Sannah Koch
Noch können die Blicke frei über die Marsch schweifen. Im nächsten Jahrtausend aber wird man hier das steinerne Geschwisterchen von Allermöhe II bewundern können: Eine Kleinstadt mit 3000 Wohnungen soll im Jahr 2002 im Osten Billwerders bezugsfertig sein. Ein zweites neues 5000-Seelen-Dorf (1400 Wohnungen) wird zudem ab 1997 auf dem Gelände der ehemaligen Boehn-Kaserne (Rahlstedt) entstehen. Die Senatskommission für Stadtentwicklung, Umwelt und Verkehr machte am Donnerstag den Weg für die beiden neuen Stadtquartiere frei.
Die sogenannte Südost-Achse zwischen Billstedt und Bergedorf war lange ausschließlich dem Gewerbefraß ausgeliefert: Vor allem flächenextensive Unternehmen wie Speditionen schluckten etliche Quadratkilometer des von Fleeten durchzogenen Marschlands. Der Bau von Allermöhe I (3500 Wohnungen für 10.000 Menschen) und Allermöhe II (5800 Wohnungen für 17.000 Menschen) setzte bereits die ersten Kontrapunkte. Das jetzt in die Wege geleitete Konzept Billwerder Ost/Mittlerer Landweg hat nun endgültig definiert, wo künftig Wohnraum (auf rund 74 Hektar) und wo Gewerbe (65 Hektar) entstehen darf. Außerdem wurde beschlossen, daß die „landwirtschaftlich, ökologisch und historisch wertvolle Kulturlandschaft“ im Bereich Billwerder West nicht bebaut werden soll. Für das Dorf am Billwerder Billdeich wird überdies ein Schutz- und Entwicklungskonzept erarbeitet, so kündigte gestern Stadtentwicklungssenator Thomas Mirow an.
Die Gestaltung von Billwerder-Ost soll sich dabei an der „städtebaulichen Identität“ von Neu-Allermöhe orientieren. Nicht in die Höhe, sondern möglichst kleinteilig wird gebaut, mit unterschiedlichen Formen und viel Wasser – die neue Siedlung werde ein Zwilling von Allermöhe II, so Oberbaudirektor Egbert Kossaks Beschreibung. Einen Fehler wolle man jedoch nicht wiederholen. Damit Billwerder-Ost nicht auch zur Schlafstadt gerät, sollen am Rand durch Gewerbeansiedlung Arbeitsplätze geschaffen werden. Für soziale Einrichtungen (Kitas, Schulen) werden laut Kossak etwa 100.000 Quadratmeter freigehalten. Die Planungen für den Transrapid werden, so Mirow, dadurch nicht berührt. Zwischen den Siedlungen verlaufen S-Bahn- und Bundesbahngleise; für eine Transrapidtrasse sei dort noch genügend Platz.
Arbeiten und Wohnen dicht beieinander sollen auch auf dem Gelände der Boehn-Kaserne realisiert werden. Bauträger für den überwiegend sozialen Wohnungsbau wird hier eine private Gesellschaft aus Hamburger Unternehmen sein. Sie wird dem Bund das Grundstück abkaufen.
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