Kommentar (zu Seite 22): Zweiter Chermayeff?
■ Neuer Ocean-Park Vertrag riskant
Aus Schaden wird man klug – ein altes Sprichwort, das in Bremerhaven nicht zu gelten scheint. Erst kürzlich mußten die Seestädter bitteres Lehrgeld zahlen: Der amerikanische Architekt Peter Chermayeff hatte ihnen einen Ocean-Park inklusive Investoren versprochen. Am Ende blieb von seinen vollmundigen Versprechungen nichts weiter übrig als ein Sperrholz-Modell, für das Bremerhaven summa summarum 680.000 Mark bezahlt hat.
Köllmann heißt der neue Projektentwickler. Er kommt nicht aus Boston, sondern aus Wiesbaden. Doch ähnlich wie Chermayeff hat Köllmann offenbar nur seinen Vorteil im Sinn: Was genau am Alten Hafen gebaut werden soll, wird nicht verraten. Nur soviel: Die Stadt muß zahlen – ob ihr das Konzept paßt oder nicht. Das Risiko trägt die Stadt. Die Arbeitsleistung, mit der Köllmann seine Einlage von zwei Millionen Mark abgelten will, kann nicht kontrolliert werden. Die Grundstücke sollen vorerst nicht verkauft werden – falls doch..., lautet eine sich widersprechende Vertragsklausel. Ungereimtheiten über Ungereimtheiten, die nur einen Verdacht aufkeimen lassen: Köllmann könnte ein neuer Chermayeff sein. Der Magistrat hat mit seiner Zustimmung zu diesem Vertrag sein eigenes Armutszeugnis unterschrieben. Kurzsichtig. Denn: Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Kerstin Schneider
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