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Zweimal zum Kombipreis

Nacht der Clubs und Rapperbahn: Kombikarten Trumpf  ■ Von Alexander Diehl

Unter den Dingen, die der Hanseat zu schätzen weiß, ist dem Klischee nach nicht zuletzt der geschäftliche Vorteil zu finden. Und weil in solchem Sinne auch in Rock-Pop-Angelegenheiten Preis und Leistung stimmen sollen, hat er – respektive seine Ausprägung des bisweilen quasi-verbeamtet auftretenden Rockmusik-Lobbyisten – vor einigen Jahren die Nacht der Clubs ersonnen, die am morgigen Freitag wieder einmal stattfindet. Da kann nämlich die geneigte KonsumentIn (obwohl hierbei der Konsument wohl die Mehrheit stellen dürfte) in einem konzertierten Aufwasch sage und schreibe 17 Clubs mit einem einzigen Ticket besuchen. Das heißt theoretisch immerhin rund 60 Bands für einen Preis, und der beträgt anachronistische 17,80 Mark im Vorverkauf, 20 Mark am Freitag Abend selbst. Und obwohl diese zahlreichen Veranstaltungsorte zum Teil doch ganz schön weit auseinander liegen, wenigstens für den Kiez-zentrierten Ausgeh-Blick (Bergedorf! Wilhelmsburg!), muss sich dennoch niemand Sorgen wegen des Wetters, alkoholisierten Fahrens, oder schlichtweg der Distanzen als solcher machen. Denn nicht erst, seit der Hauptsponsor dieser Tour de roque auf den Namen HVV hört, gibt es die Nacht der Clubs hindurch einen eigens eingerichteten Busverkehr, der irgendwann an allen Clubs mal vorbeikommt; oder wie heißt das seitens der Veranstalter: „Vom Busbahnhof Am Speersort schwärmen dann die Rockliner aus. Auf fünf Linien geht's im 5-Minuten-Takt (Innenstadt) bzw. 15-/30-Minuten-Takt in die Randviertel.“

Zu sehen gibt es so ziemlich alles (Handgemachte) zwischen Ska (Lola) und Irish Folk (Große Freiheit 36), haufenweise Rock, den einen oder anderen einschlägigen DJ noch dazu (Kir, Kaiserkeller) – keine Superstars darunter, das würde wohl auch die Kalkulation sprengen. Genaue Ablaufpläne gibt es nicht, die Anfangszeiten sind im wesentlichen überall gleich. Da kann man schon von Value for money reden. Auf den ersten Blick ähnlich gestrickt ist die erste Rapperbahn am Sonntag. Räumlich kleiner im Bereich ums Millerntor, stilistisch auf das naheliegende Genre HipHop beschränkt, kostet der Spaß umso mehr. Für 50 Mark ist – im Internet – ein „exklusives, limitiertes ,Club-Hopping-Ticket'“ zu haben, ohne das vermutlich die üblichen Einzelpreise zu zahlen sind.

Immerhin bekommt man dafür auch so manch großen HipHop-Namen: Ex-EPMD-Mitglied Eric Parrish Smith wirbt im Docks für sein jüngstes Album mit dem zufälligen Titel Business is Business. DJ Tomekk, der ja seinerseits mit internationaler Beteiligung (der RZA) die Charts aufrollt, ist mit dabei, genauso die erfolgreichen Schweden Looptroop, Berlins KC da Rookee und der Mindener Homey Curse. Im Grünspan gehen zur gleichen Zeit Afrob, MC Rene, New Yorks P.F. Cuttin und Plattenpapzt an den Start. Im Mojo Club betreten währenddessen Roots-Beat Box-Abkömmling Rahzel, der Portishead-DJ Andy Smith, Les Babacools und BANTU die (Live-)Bühne. Ab Mitternacht schließlich findet dann in der Prinzenbar die Spätvorstellung statt: Die Freestylerin Fiva MC, DJ Redrum (München) und die Rapperbahn Allstars, eine Zusammenballung der zuvor bereits Aufgetretenen bitten dann nochmal zum Mitnicken, -wippen und Auf-Dicke-Hose-Machen.

Die Nacht der Clubs, Freitag ab 21 Uhr, Café Schöne Aussichten, Docks, Fabrik, Große Freiheit 36, Honigfabrik, Kaiserkeller, Kir, Knust, Logo, Lola, Markthalle, Mayday, Molotow, Prinzenbar, Schlachthof, Werkstatt 3, Zinnschmelze, vollständige Liste unter www.dienachtderclubs.de;

Rapperbahn, Sonntag ab 17 Uhr, Docks, ab 18 Uhr Grünspan, ab 19 Uhr Mojo Club, 24 Uhr, Prinzenbar; Infos unter www.rapperbahn.de , das exklusive Kombi-Ticket unter www.ticketworld.de

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