KOMMENTAR: Zweierlei Frieden
■ Zur Hinrichtungswelle im Iran
Kaum war Ende August der Waffenstillstand im Golfkrieg eingeläutet, kaum hatte alle Welt den Vermittlungsbemühungen der UNO Beifall gezollt, da wandten sich die Herrscher in Bagdad und Teheran erneut gegen den Feind, doch diesmal gegen den inneren: Die irakische Luftwaffe setzte Giftgas gegen die kurdische Minderheit ein, die Schergen in den iranischen Gefängnissen liquidieren die politische Opposition. Beides zeigt, daß von einem wirklichen Frieden nur gesprochen werden kann, wenn es nicht nur an den Landesgrenzen ruhig ist, sondern auch im Innern beider Länder Verhältnisse herrschen, die persönliche Sicherheit und Freiheit für alle garantieren.
Im Umgang mit dem inneren Feind können sich – ungeachtet des achtjährigen erbitterten Golfkriegs – Saddam Hussein und Khomeini die Hand reichen. Beide verfolgen das Ziel, die Friedhofsruhe im eigenen Lande zu sichern. Der Krieg ist die schlimmste Menschenrechtsverletzung, hat ein bundesdeutscher Politiker nach der Rückkehr aus Teheran einmal gesagt. Nach dieser Logik der Dinge kann man jetzt zum Geschäft übergehen und der iranischen Führung applaudieren, wenn sie zum zehnten Jahrestag ihrer Revolution eine Amnestie verkündet, nachdem die Gefängnisse durch Hinrichtungen bereits halbleer sind.
Beate Seel
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