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Zwei rastlose Seelen

■ Dego MacFarlane und Marc Mac produzieren als 4 Hero Jungle mit Soul – und nebenbei betreiben die beiden zig andere Projekte

Vorweg: Goldies neue Platte ist gut und wichtig. Sie wurde zwar unisono von fast allen Medien verdammt, funktioniert aber als Statement gegen die selbstreferentielle Erstarrung im Drum'n'Bass. Sie zeigt Möglichkeiten auf. Seht her, sagt sie, es geht von Klassik über Downtown-HipHop bis zu Techstep. „Was mir daran gefällt, ist, wie unterschiedlich die Stücke sind“, drückt es Mark Mac diplomatisch aus. „Das ist der Weg, um in ein Album oder ein Set Leben zu bringen.“

Mark und sein Kompagnon Dego MacFarlane gehören zu den wenigen Produzenten des Genres, die die Veröffentlichung des eitlen Breakbeat-Impresarios Goldie nicht irritiert. Ihr Horizont muß nicht erweitert werden. Seit Beginn des Jahrzehnts treiben diese Künstler, Labelbesitzer und Workaholics die Clubkultur an allen Fronten weiter, kombinieren, blicken voran und bringen Funk in die Loop-&-Sample-Musik. Eindrucksvollster Beweis ihres Könnens und das einzige Stück, das der Reprazent-Posse von Roni Size Paroli bieten kann, ist Loveless, wo sich Stimme, Akustik-Bass und Breakbeat herzerweichend umarmen.

4 Hero, der Name zu diesem Stück, ist zwar das bekannteste, aber doch nur eines von vielen Projekten, unter denen die Londoner arbeiten – als Tom & Jerry produzieren sie Jump-Up, als Nu Era technoide Meisterwerke, als Tek 9 charmanten Wohnzimmer-Hip-Hop, als Jacob's Optical Stairway Sci-Fi-Breakbeat. Anders als in der Praxis der meisten arbeitswütigen Produzenten verliert sich dieses System nicht etwa im Veröffentlichungsdickicht, sondern bleibt angebunden an den Planeten Reinforced, ihre eigene Firma, die sich unlängst durch die Enforcers betitelte Labelschau auf eine Stufe mit Goldies eingeführtem Metalheadz-Label gestellt hat.

Aus dem übrigen Stellungsspiel im Londoner Drum'n'Bass-Circuit haben sich Dego und Mark völlig rausgezogen, weder als 4 Hero noch in einem ihrer anderen zahlreichen Kleider beteiligen sie sich am Compilation-Wahn. „Wir sind keine Newcomer, wir wissen, was wir tun. Wir wollen unsere Identität wahren. Ich glaube, daß mehr Erfolg, als wir jetzt haben, zuviel sein könnte.“

Nach den Wünschen der Band soll sich das auch mit der im Sommer erwarteten Industrie-Veröffentlichung nicht ändern, die nach Auskunft von Mark mehr Soul hat und für deren Aufführung momentan an Konzepten mit Streicherensemble gebastelt wird. Bis dahin präsentieren sich Mark und Dego in der Form, die sie seit zehn Jahren perfektioniert haben: als DJs, deren Reise weder zeitliche noch inhaltliche Grenzen kennt, sondern sich einzig und allein den Konstanten Leben, Funk und Seele verschreibt. Bleibt nur ein Problem – die beständige Unrast, die Jagd nach dem nächsten, besseren Stück. „Es geht immer um das, was wir morgen machen“, sagt Mark und lächelt versonnen. „Unsere Grenzen haben wir noch lange nicht gefunden.“

Holger in't Veld

DJ-Set: Fr, 20. Februar, 23 Uhr, Upper Level (Markthalle)

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