: Zwei Neulinge am Markt
Der Wochenrückblick bei Öko-Aktien: Die Wertpapiere blieben trotz schwacher Märkte relativ stabil. Talfahrt für sunways, Stagnation bei SolarWorld und S.A.G. Solarstrom AG
Die Börse kommt nicht in Schwung, obwohl die Zentralbanken in Europa und den USA die Zinsen senken. Die Anleger sind vorsichtig geworden, zu viele haben sich an hochgelobten „Wachstumswerten“ die Finger verbrannt. Auch Umweltaktionäre trifft es: So sackte der Kurs der Bad Homburger unit energy AG (WKN 776 010) vom Börsengang im Februar dieses Jahres von 2,05 auf 0,78 Euro. Letzte Woche fiel außerdem die Aktie des Erkelenzer Windparkprojektierers Umweltkontor AG (WKN 760 810) auf 52,50 Euro. Unmittelbar danach hatten etliche Analysten und einige Börsenmagazine Umweltkontor zum Kauf empfohlen.
Auch andere Windparkprojektierer profitierten in der vergangenen Woche kaum von einer positiven Nachricht: Die französische Regierung plant, im Sommer ein Erneuerbare-Energien-Gesetz zu verabschieden. Dem Entwurf nach soll die Kilowattstunde Windenergie mit gut 7 Cent vergütet werden. Die grüne Umweltministerin Dominique Voynet will damit den Anteil erneuerbarer Energien bis zum Jahr 2010 auf 20 Prozent erhöhen. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz beziehungsweise der Vorgänger (Stromeinspeisungsgesetz) hatte in Deutschland maßgeblich zum Durchbruch der Wind- und Sonnenenergie beigetragen und die Aktienkurse der in diesen Segmenten bereits tätigen Unternehmen regelrecht beflügelt.
Die Meldung hätte vor allem der Cuxhavener Plambeck Neue Energien AG (WKN 691 032) Aufwind geben können. Plambeck hatte vor zwei Wochen die Gründung eines französischen Tochterunternehmens bekannt gegeben. Der Kurs verlor jedoch und lag am Mittwoch bei 18,65 Euro. Etwas besser entwickelte sich die Bewertung der Anteile der Bremer Energiekontor AG (WKN 531 350), die letzte Woche bei etwa 71 Euro notierten.
Immerhin vergrößert sich die Auswahl an grünen börsennotierten Aktien: So feierte die WindWelt AG (WKN 635 253), eine Tochtergesellschaft der Bonner SolarWorld AG, ihr Börsendebüt am 20. Juni 2001. Zuvor schloss das Unternehmen eine Kapitalerhöhung von fünf auf sechs Millionen Euro ab. Die Anteile notieren am Geregelten Markt der Rheinisch-Westfälischen Börse (RWB) zu Düsseldorf. Die Erstnotiz lag bei 20,00 Euro, der erste Schlusskurs bei 20,10 Euro.
Auch die Nürnberger UmweltBank AG geht auf das Börsenparkett. Die UmweltBank bringt zunächst 3.946.950 Stückaktien (WKN 557 080) und somit ein Grundkapital von rund 10 Millionen Euro in den Frankfurter Freiverkehr. Die 868.329 jungen Stückaktien aus einer gerade abgeschlossenen Kapitalerhöhung folgen nach der Eintragung ins Handelsregister. Für die alten Aktien will der Vorstand der Hauptversammlung am 30. Juni vorschlagen, eine Dividende von 0,19 Euro auszuschütten. Die UmweltBank ist seit ihrer Gründung 1997 eine unabhängige Aktiengesellschaft. Die Aktien der UmweltBank waren vor der Kapitalerhöhung im außerbörslichen Handel stark gesucht und zu Kursen bis 12 Euro gehandelt worden. Bei der UmweltBank selbst wurde eine Warteliste geführt. Die Aktien können über jede Hausbank oder über die UmweltBank direkt geordert werden.
Dass das grüne Bankgeschäft nicht automatisch zum Erfolg führt, mussten in der letzten Woche die Genossenschaftler der Frankfurter Ökobank e. G. erfahren: Das Unternehmen, eine Art Ikone der Grüne-Geld-Szene, kündigte an, wegen Zahlungsschwierigkeiten seine Banklizenz zurückgeben zu müssen.
Durch die negative Stimmung, die den Neuen Markt in der letzten Woche prägte, wurde auch der Kurs der farmatic biotech energy AG (WKN 605 192) in Mitleidenschaft gezogen. Die Aktie verlor weiter und sank auf 17,70 Euro. Damit ist sie nun wieder da, wo sie vor sechs Wochen ihren Höhenflug auf bis zu 25,80 Euro gestartet hatte. Das Unternehmen ist auf dem Gebiet der industriellen Umwandlung von Biomasse in Biogas zur Erzeugung regenerativer Energie tätig.
Die Solartitel entwickelten sich vergangene Woche sehr unterschiedlich: Die Aktie der Berliner Solon AG (WKN 924 630) verlor weiter auf 4,95 Euro; seit den Höchstkursen von 22 Euro im Oktober letzten Jahres ein Minus von mehr als drei Vierteln. Die seit vier Monaten am Neuen Markt notierte sunways AG (WKN 733 220) entwickelte sich ähnlich. Vergangene Woche wurde die Talfahrt von 22 Euro im Februar auf nunmehr 7,70 Euro fortgesetzt.
Den Teilhabern der SolarWorld AG (WKN 510 840) erging es besser. Zwar gab auch die Aktie der SolarWorld seit den Kurshöhen im Februar rund 40 Prozent ab. In der vergangenen Woche hielt sich der Kurs jedoch bei etwa 53 Euro. Wie festgenagelt scheint der Aktienkurs der S.A.G. Solarstrom AG (WKN 702 100). Seit sechs Wochen pendelt der Wert um 8 Euro. Die Aktie der US-amerikanischen Astropower Inc. (WKN 912 953) hatte in den Monaten April und Mai von 30 auf 65 Euro zugelegt. Diese Gewinne gab die Astropower-Aktie im Juni teilweise wieder ab. In der vergangenen Woche wurden die Scheine zu 44 Euro gehandelt. CHRISTIAN DOHM/ECOREPORTER.DE
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