: Zwei Morde in Bremen
■ Drogenabhängige Prostituierte sind Opfer / Derselbe Täter?
Zwei Morde im Milieu drogenabhängiger Prostituierter: Ein bislang unbekannter Täter tötete in der Nacht von Samstag auf Sonntag die 23jährige Bianca Z. Sie wurde am Sonntag morgen auf einem Parkplatz in der Vahr gefunden. Gestern morgen dann entdeckte der Hausmeister eines Bürohauses in der Contrescape eine Leiche im Gebüsch eines Hinterhofes: Dort lag die 22jährige Bettina A.
Obwohl es noch keine konkreten Hinweise gibt, deutet vieles darauf hin, daß die Frauen vom gleichen Täter ermordet wurden. Bianca Z. starb an inneren Blutungen, die durch sechs Stiche in die linke Brust verursacht wurden, Bettina A. wurde durch zehn Stiche in die linke Brust getötet. Wie Staatsanwalt Frank Repmann gestern mitteilte, waren beide Frauen teilweise entkleidet. Spuren von Geschlechtsverkehr konnte die Obduktion nicht zutage fördern. „Bisher können wir nicht auf ein Sexualdelikt schließen“, erklärte Repmann.
Beide Frauen haben auf dem Drogenstrich am Ziegenmarkt/ Friesenstraße gearbeitet, kannten sich wahrscheinlich sogar. Die Polizei kann derzeit noch nicht einmal sagen, ob die beiden Opfer beraubt worden sind. Bei Bianca Z. wurden keine Taschen oder Wertgegenstände gefunden, bei Bettina A. ebenfalls nicht. Bei den Fundorten der Leichen handelt es sich um einschlägig bekannte Plätze für Drogenprostitution. Erste Umfragen der Polizei im Milieu haben bislang noch keine Spur gebracht. Die Frauen sind jetzt vorgewarnt und angehalten, die Nummernschilder der Freier-Autos aufzuschreiben, mit denen ihre Kolleginnen abtransportiert werden.
Möglicherweise stehen die Taten in einem Zusammenahng mit einem Prostituiertenmord in Seebaldsbrück im Jahr 1987. Nach ersten Angaben der Staatsanwaltschaft wird auch dieser Fall, der noch nicht abgeschlossen ist, wieder aufgerollt. Die Staatsanwaltschaft hat für Hinweise, die zur Ergreifung des Täters führen, eine Belohnung von 3.000 Mark ausgesetzt.
Die Bremer Grünen forderten am Montag die Einrichtung eines geschützten Drogenstrichs, damit drogenabhängige Prostituierte nicht länger schutzlos brutalen Übergriffen ausgeliefert seien. Notwendig seien Betreuung, Beratung und Prävention. Bereits im März hatte der Verein Kommunale Drogenpolitik ein solches Konzept in Anlehnung an ein Modell aus der holländischen Stadt Utrecht bei den zuständigen Behörden vorgelegt.
In die Diskussion um die Einrichtung eines gesicherten Drogenstriches am Weserstadion wollte Staatsanwalt Repmann sich nicht einmischen. Ein derartiger Platz nach holländischem Vorbild sei allerdings „besser als gar nichts“, meinte er.
mad
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