piwik no script img

Zwei Jahre für „Denkzettel“

■ Ehepaar aus der DDR wegen politischer Verdächtigung verurteilt

Mit dem möglicherweise letzten Fall von Verrat einer Fluchthilfeaktion an die Stasi beschäftigte sich gestern das Landgericht. Es verurteilte ein aus Ost-Berlin übergesiedeltes Ehepaar wegen politischer Verdächtigung und Freiheitsberaubung zu jeweils zwei Jahren Haft mit Bewährung. Beide hatten 1988 einen Bekannten und drei Verwandte, darunter einen Bruder der Frau, bei der Stasi angezeigt. Ein DDR-Gericht verhängte daraufhin Haftstrafen bis zu zwei Jahren und drei Monaten. Den Hintergrund der Auseinandersetzung bildet der Hausverkauf des Ehepaares an eine Familienangehörige. Dem Kraftfahrer und der Köchin gelang es nach einem gescheiterten Fluchtversuch nicht, die von ihnen gewünschte Rückübereignung von Haus und Grundstück zu erwirken. In dieser Situation haben die Angeklagten ihren Verwandten aus Rachegefühlen wenigstens einen Denkzettel verpassen wollen. Sie übergaben der Stasi einen Tonbandmitschnitt eines Gesprächs, in dem die später verurteilten Verwandten sich über ihre eigenen Fluchtpläne und bereits geglückte Fluchtaktionen unterhielten.

dpa

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen