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Zwei Jahre Einheit: Ein Volk macht blau

■ Sowohl die offiziellen Zeremonien als auch die Gegendemonstrationen waren nur spärlich besucht

Ganz Deutschland (taz) — Dem neuen BRD-Nationalfeiertag geht es wie seinem Vorgänger, dem 17. Juni: Das Volk nimmt den freien Tag freudig hin, doch Anteilnahme, gar Begeisterung — Fehlanzeige. Bei den zentralen Zeremonien in Schwerin blieb der Einsatz der Publikums deutlich hinter den offiziellen Erwartungen zurück. Für den störungsfreien Ablauf des Festaktes sorgte ein dichtes Polizeiaufgebot, das — anders als bei früheren Ereignissen im nördlichen Bundesland — stets Herr der Lage blieb: Kleinere Auseinandersetzungen am Rande, drei Eier auf Kohl und 18 Festnahmen vermeldet die polizeiliche Feiertagsbilanz.

Zwei Jahre Einheit bilanzierte seinerseits — nicht ohne Sinn für die dürren Realitäten — Richard von Weizsäcker: Die Angleichung der Lebensverhältnisse in Ost und West sei in so weite Ferne gerückt, daß man sie gar nicht mehr versprechen dürfe, befand der Bundespräsident. Deutlicher, als unter seinen Parteifreunden üblich, verurteilte er die ausländerfeindlichen Angriffe und forderte die kompromißlose Durchsetzung von Recht und Strafe. Kanzler Kohl warnte in seiner Fernsehansprache, die sich durch wohltuende Kürze auszeichnete, gleichermaßen vor rechten und linken Extremisten und übte sich ansonsten in der Verteidigung seines Lebenswerkes: Einkommen spürbar gestiegen, Telefon, Straßen und Schienen im Ausbau sowie „Einigkeit und Recht und Freiheit für unser ganzes Vaterland“. Kleine Kanzler-Einschränkung: „Wir alle wissen, es gibt noch viel zu tun.“

Auch bei den beiden Schweriner Gegenveranstaltungen von DGB und PDS hielt sich der Zulauf in engen Grenzen: Insgesamt fanden sich 3.000 Interessierte, die für Menschenrechte und Demokratie sowie gegen Sozialabbau demonstrierten. In Frankfurt und Nürnberg protestierten jeweils 10.000 Menschen gegen Rassismus und Ausländerfeindlichkeit.

Siehe Seiten 5, 10 und 11

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