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Zuviel Großkopferte, wenig Fraueninitiativen

■ Eine Umfrage unter Messeteilnehmerinnen an der top '95

Marine Neumayr ärgert sich. Die Düsseldorfer Künstlerin sitzt mit ihrer Kollegin Rose Küster vor ihrem Stand in Halle 1, und beide probieren seit einer halben Stunde, ihren losen Graphiken in einem Schränkchen zu verschließen. Die Schiebetüren klappen ständig nach innen, und das Schloß will nicht abschließen. „Für das Teil und den mickrigen Stand mit neun Quadratmeter zahlen wir 1.000 Mark Miete für vier Tage“, platzt es wütend aus ihr heraus. Der Verkauf lief bis jetzt schlecht, die großen Hoffnungen setzen beide auf das Wochenende.

100 Künstlerinnen haben in der Halle Platz gefunden, und diese erste Gemeinschaftsausstellung ist das Aushängeschild der Messe. Eine Standinhaberin aus Halle 2 ist – wie die meisten Besucherinnen – begeistert: „Sonst muß ich weit fahren, um so komprimiert Werke von Frauen zu sehen.“ Ansonsten ist sie angenervt von der Messe. „Solche Großkopferten wie Ridder-Melcher oder Nolte will ich hier gar nicht sehen.“ Nicht nur, daß sie die Eröffnungsveranstaltung mit der Landesministerin und der jungen CDU-Frauenministerin überflüssig fand, noch mehr erregt sie, daß die „Großunternehmen sich hier breitmachen“. Sie vermißt die Stände mit den sozialen Bereichen, wie zum Beispiel die Prostituiertenberatung. „Solche Vereine geben ihr Geld lieber für etwas Sinnvolleres aus.“ Die Selbstdarstellung von Mercedes- Benz oder anderen ist für sie nicht der Sinn einer Frauenmesse.

Die beiden Damen am Stand der Audi-Akademie (Rhetorik- und Imageberatung) möchten sich der Presse gegenüber lieber nicht kritisch äußern. Aber sie finden das breite Publikum „sehr positiv“ und freuen sich, wenn Schulklassen an ihren Stand kommen. Ganz engagiert kommt es zum Schluß: „Ich finde es toll, daß so viele Frauen hier sind.“

Die Apothekerin Thekla Rogge zeigt stolz ihren Schmuck, den sie „ganz billig“ bei den Künstlerinnen erworben hat. Eigentlich sei sie auf die Frauenmesse nur wegen der Künstlerinnen gekommen, der Rest interessiere sie eigentlich weniger. Die Bundesleiterin des katholischen Kinder- und Jugendverbandes besucht die Messe zum dritten Mal. Sie versteht nicht, „was Porzellanverkauf mit Aus- und Weiterbildung zu tun hat“. Der kommerzielle Charakter von Halle 3 stößt ihr auf. „Das ist ein krasses Mißverhältnis: Die kleinen Inis können es sich nur leisten, im Dachverband sich zu präsentieren, die Großunternehmen haben genug Kohle, um sich darzustellen.“ Im Gegensatz zu den vorangegangenen Jahren hat sich für die Leiterin nicht viel geändert, die Messe war schon immer „ein Sammelsurium“. Elke Eckert

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