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Zurück zur Benzin-Postkutsche

■ Neues Paketzentrum befördert den Post-Verkehr wieder auf die Straße Von Timo Hoffmann

Von der Schiene auf die Straße; statt auf den Zug des neuen Umweltbewußtseins der Wirtschaft aufzuspringen, macht die Post es umgekehrt. Denn: Mit dem Umzug ins neue Paketzentrum Allermöhe werden 70 Prozent der Sendungen wieder mit gelben Benzinstinkern befördert. Im alten Frachtzentrum Kaltenkircher Platz an Altonas Stresemannstraße war es genau anders herum: 70 Prozent des Ein- und Ausgangsverkehrs wurden damals noch über die Schiene abgewickelt.

„Wir mußten das tun, um konkurrenzfähig zu bleiben“, rechtfertigt Post-Sprecherin Minou Esfahlani den ökologischen Rückschritt und beeilt sich zu versichern: „In spätestens drei Jahren wollen wir wieder 70 Prozent auf der Schiene haben.“

Schuld daran ist laut Post die Bundesbahn, denn die sei mit der Fertigstellung der Kombinierten Ladeverkehrs-Terminals (KLV), auf denen die Container von LKWs auf die Bahn gehoben werden, einfach zu langsam. Solange nicht alle 33 Post-Frachtzentren im Bundesgebiet an KLVs angeschlossen seien, müsse man mit der Verlegung auf die Straße als notwendigem Übel leben. Die Bundesbahn gibt sich zu den Vorwürfen gelassen; in zwei Jahren werde man wohl soweit sein, kommentiert ihr Sprecher Helmut Kujawa lapidar.

Der Grund für die Post, ihr Paketverladezentrum überhaupt zu verlegen und zu modernisieren:Aufgrund ihrer Privatisierung bekam sie den Wettbewerbsdruck von privaten Anbietern zu spüren, die mit ausschließlicher LKW-Beförderung schneller als die gute alte Post liefern.

Und so wurde im Zuge der Modernisierung aus einer gemütlichen Paketverladestelle eine vollautomatische Parcel-Looping-Bahn. Über hohe Laufbänder werden die täglich 93.000 Pakete seit November direkt in die zuständigen Transporter verfrachtet. Und die rollen dann auf der Straße zur nächsten Zwischenstation: die ausgehenden Pakete wandern zu einem der 32 Frachtzentren Deutschlands und reisen von dort aus weiter. Die eingehenden Pakete werden auf die neun Zustellbasen in und um Hamburg verteilt.

Der Standortvorteil von Allermöhe am südlichen Rande Hamburgs ermöglicht es der Post nun, die ausgehende Ladung nicht mehr durch die Stadt befördern zu müssen. Deshalb kann sie seit dem 1. Juli versprechen, Pakete mit höchstens 550 Kilometer Entfernungsstrecke schon am nächsten Tag dem Empfänger auszuliefern, wenn auch mit ökologischen Opfern.

100 Millionen Mark hat sich die Post den Umzug nach Allermöhe kosten lassen. Und auch Arbeitsplätze wurden der Modernisierung geopfert: In der neuen 20.000 Quadratmeter großen, hufeisenförmigen Halle arbeiten statt 2000 nur noch 650 Menschen.

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