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Zunehmend zahnlos

■ betr.: „Kohl kann sich freuen“ von Walter Jakobs, taz vom 2. 5. 96

Ihr habt mir mal, es mag so 87 oder 88 gewesen sein, einen etwas zu lang geratenen Text zurückgeschickt, den Ihr nicht drucken wolltet. Da lag so eine schöne Karte bei, auf der die Begründung stand – auf der Vorderseite war eine Katze abgebildet, die sich schlafen gelegt hatte, ihr künstliches Gebiß lag in einem Glas, das auf dem Nachttisch stand. Überschrift: „Biß morgen“.

Nun, ich habe inzwischen den Eindruck, daß Ihr Euer Gebiß auch tagsüber abgelegt habt, Ihr habt wohl vor, Harakiri zu begehen, unter den „professionellen“ Kukidents zu laden, wie die Wochenpost vor Euch. Wenn ich solche Sätze lese: „Der Versuch, ein Bündnis für Arbeit zu schmieden und dafür auch Zugeständnisse zu machen, war und ist richtig ... Die (sechs Millionen fehlenden) Arbeitsplätze schafft man nicht durch eine Wiederbelebung des Klassenkampfs. Der radikal veränderten Wirtschaftsweise wird man nur mit intelligenten Lösungen gerecht,die im Konsens zwischen Arbeit, Kapital und Politik gefunden werden.“ Und so weiter, soll ich etwa für solche opportunistischen Platitüden die taz abonnieren? Daß Ihr zunehmend zahnlos werdet, hat auch schon die FAZ eher bedauernd vermerkt. Wenn Ihr Euch dem journalistischen Mainstream einfügt, zeugt das nur von Eurer zunehmenden Profillosigkeit. Und Profillosigkeit hat sich schon immer gerächt. [...] Kurt-Werner Pörtner,

Rüdesheim

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