piwik no script img

■ Die AnderenZum Tod von 70 Flüchtlingen und der Strategie der Nato im Kosovo schreibt „El Mundo“ / „Obschaja Gaseta“ über den Versuch Jugoslawiens, der Union aus Rußland und Weißrußland beizutreten / „Pravo“ warnt vor dem Einsatz von Bodentruppen

Zum Tod von 70 Flüchtlingen und der Strategie der Nato im Kosovo schreibt „El Mundo“ aus Madrid kritisch: Ein gerechter Krieg muß gute Gründe haben. Es muß auch sichergestellt sein, daß nicht Unbeteiligte zu Tode kommen. Die Nato setzt nicht die angemessenen Mittel ein und ist auch nicht in der Lage, ihre Operationen zu planen. Sie startete ihre Luftangriffe mit dem Versprechen, daß Milosevic nachgeben und die Zivilbevölkerung verschont wird. Keines von beidem wurde erreicht.

Nun ist es an der Zeit, die Pfuschmethoden der Nato zu hinterfragen. Anscheinend können die Militärs nicht einmal einen Flüchtlingstreck von einem Militärkonvoi unterscheiden. Jemand in der Nato muß für die Fehler zahlen: die Militärs, die politische Führung oder die Regierungen und die Parlamente der Nato-Staaten.

Die russische Zeitung „Obschaja Gaseta“ aus Moskau hält den Versuch Jugoslawiens, der Union aus Rußland und Weißrußland beizutreten, für keine realistische politische Möglichkeit: Es ist klar, daß die Serben sehr unzufrieden sind, weil Rußland keine wirkliche Hilfe leistet. Aber wir tragen eine zu große Verantwortung vor der Weltgemeinschaft. Die Serben, die ins Elend geraten sind, akzeptieren das jedoch nicht. Sich heute mit dem von Krieg und nationalem Hader heimgesuchten Jugoslawien zu vereinigen, bedroht nicht nur die Beziehungen zum Westen, sondern auch zu solchen muslimischen Teilrepubliken der Russischen Föderation wie etwa Tatarstan. Ganz zu schweigen von den Mitgliedern der GUS, mit denen ein Vertrag über kollektive Sicherheit besteht. Wahrscheinlich besteht der einzige reale Sinn der ganzen Geschichte, der Idee, diese Union zu bilden, darin, der Nato noch ein Warnsignal zu geben. Dort aber hat man sich schon an die russischen Bluffs gewöhnt und nimmt sie ohne Zittern hin.

Vor einem möglichen Einsatz von Bodentruppen im Kosovo warnt die tschechische Tageszeitung „Pravo“: Die Idee eines Einsatzes von Bodentruppen erschien in der ersten Woche der Nato-Luftangriffe wie eine fixe Idee. Mittlerweile muß sie für bare Münze genommen werden. Nicht nur, daß die bisherigen Maßnahmen keinen durchschlagenden Erfolg erzielten – diese Mittel sind zur Wiederherstellung des früheren Zustands im Kosovo völlig ungeeignet. In der vielleicht letzten Phase vor dem Einsatz von Bodentruppen nahm auch wieder die Aktivität der russischen Diplomatie zu – auf ihren Druck hin könnte Milosevic möglicherweise zum Rücktritt bewegt werden. Aber auch diese hauchdünne Hoffnung ändert nichts an den allgemeinen Befürchtungen, daß eine massive Invasion im Kosovo ein Schlachthaus zur Folge haben wird.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen