: Zukunftsmenü: Elb-Stint
■ Öko-Forum: Weniger Schadstoffe in der Elbe / Baden bald wieder möglich?
Zu gern hätte Umweltsenator Fritz Vahrenholt (SPD) beim 31. Hamburger Öko-Forum zur „Situation der Elbe fünf Jahre nach der Wende“ standesgemäß mit einem Stint-Essen aufgewartet. Leider wurden die rund 200 TeilnehmerInnen im Wilhelmsburger Bürgerhaus damit nicht beglückt. Sie werden noch bis ins nächste Jahrtausend im Menü auf den Gang „Elbfisch“ verzichten müssen. Sie erfuhren von Umweltexperten, die ihre Studien zur Gewässerqualität, der ökologischen Situation im Hamburger Hafen und der Fischfauna in der Elbe vorstellten: Der Schadstoffgehalt ist seit 1990 zwar erheblich zurückgegangen, aber keinesfalls unbedenklich.
„Die Patientin Elbe ist von der Intensivstation auf die Krankenstation verlegt worden“, sagte Heinrich Reincke, Leiter der „Wassergütestelle Elbe“ in Hamburg. Ihr Verschmutzungsgrad entspreche noch immer „dem Zustand des Rheins vor zehn Jahren.“ Belastet wird die Elbe vor allem durch Einleitungen aus Klärwerken, Gewerbe und Industrie. Problematisch seien immer noch giftige Einleitungen aus Tschechien, obwohl inzwischen 26 Kläranlagen in Betrieb sind.
Die Belastung durch Quecksilber und Chlorphenole sei zurückgegangen. „Bedauerlich ist, daß dies auf den Zusammenbruch der Wirtschaft in der Ex-DDR zurückzuführen ist“, dämpft Wolfgang Götze, Sprecher des Kieler Umweltministeriums, die allgemeine Freude. Aber in den Sedimenten des Flusses hätten sich im Laufe der Jahrzehnte erhebliche Schadstoffmengen angesammelt, die nicht so leicht abzubauen seien.
Der Wassergüte-Meßbericht von 1994 bescheinigt der Elbe in Hamburg einen hohen Sauerstoffgehalt. Christian Ebel vom Amt für Umweltschutz zufolge ist das Hafengebiet ein regelrechtes Ökosystem: 245 Pflanzen- und 32 verschiedene Fischarten zählte er. Daß bei vielen angesichts solcher Schilderungen der Wunsch entsteht, in der Elbe zu baden, weiß auch die Stadtentwässerung. Sie wird in diesem Sommer erneut prüfen, ob die Keime im Elbwasser durch Peroxidessigsäure abgetötet werden können. Spätestens wenn das Stellinger Klärwerk im Jahr 2000 seinen Betrieb einstellt, wäre das Schwimmen möglich. „Aber“, rät der Umweltsenator vom Sprung in die trüben Fluten ab, „die starken Strömungen und der Verkehr sind eine weitaus höhere Gefahr.“ Heike Haarhoff
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