: Zucker ist kein bißchen süß
■ „Zuckerkampagne '92“ gegen Anbau-Methoden und Elend durch die Kolonial-Ware
Zucker is eine Kolonial-Ware. Zucker ist ziemlich ungesund. Zuckeranbau in der Dritten Welt, das sind mörderische, elende Arbeitsbedingungen. Internationaler Zuckermarkt, das heißt ökologischer Raubbau und paradoxe Subventionswettläufe (vgl. Kasten unten). Über all das und über einen „anderen“ Zuckeranbau und —handel gründlich aufzuklären, hat sich im 500. Jahr nach der Eroberung Südamerikas die „Zuckerkampagne '92“ vorgenommen, getragen von der Bundeskonferenz entwicklungspolitscher Aktionsgruppen (BUKO). Gestern gastierte im Rahmen der Zuckerkampane die philippinische Künstlervereinigung „Federation of Concerned Artists of Negros“ in Bremen, mit einem Musical-Tanz-Theaterstück über Zuckeranbau auf Negros, einer philippinischen Insel. Wir sprachen mit dem Ensemble-Mitglied Jane David.
taz: Ihr Stück heißt „Der lange Weg“. Warum?
Jane David: Weil wir noch daran arbeiten, unser Ziel zu erreichen: Freiheit und Demokratie.
Von wo nach wo führt dieser Weg?
Viele auch in Europa unterstützen uns schon darin, die wirkliche Situation in unserem Land zu propagieren.
Welche?
Die Regierung sagt, wir haben Demokratie, und alle können fordern, was sie wollen. Aber es gibt Hunger und Armut, Militarisierung und eine Menge Verletzung von Menschenrechten: Leute, die Gerechtigkeit und Demokratie verlangen, werden verhaftet, werden getötet!!!
Sie spielen aber in Ihrem Land, auf der Insel Negros Theater? Das geht?
Ja, natürlich! Wir machen eine Kombination aus Theater, Tanz, Gesang und Bewegung.
Ihnen geht es um ernste, politische Angelegenheiten. In Ihrem Theaterstück machen Sie Spaß, Witze, Amüsement...
So ist es für uns leichter, die Menschen zu erziehen. Sie können sich dadurch vorstellen, was ihre wirkliche Situation ist. An Reden ist niemand interessiert.
Hatten Sie in Ihrem Land mal Schwierigkeiten wegen Ihrer Aufführungen?
Ja, natürlich. Sie wollten, daß aufhören, weil sie regierungsfeindlich ist. Aber wir machen bis heute weiter, wir akzeptieren, daß die Gefahr ein Teil der Arbeit ist, wo es darum, geht, die Menschen zu befreien.
Und daß die Menschen sich selbst befreien??
(Pause) Hm. Einige arbeiten daran, andere zu befreien, einige sind schon aufgeklärt, sie klären andere auf, organisieren sie in der „Federation of Concerned Artists of Negros“.
Sie wurden eingeladen im Rahmen der „Zuckerkampagne '92“...
Ja, wir wollen über unsere Situation informieren und aufklären, was den Zucker betrifft, und was unsere generelle Situation betrifft. Viele kennen die andere Hälfte der Erde nicht, wissen nicht, daß es Hunger und Ungerechtigkeit gibt.
Hat Ihr Stück ein Happy-End?
Ja! Wir wollen nicht, daß die Leute sich unbehaglich fühlen, wenn sie aus dem Theater rausgehen, auch, wenn die Probleme in Wirklichkeit nicht gelöst sind.
Fragen und Übersetzung: S.P.
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