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Zucken im Nebel

■ Im Jungle zwischen „Gagarin-Bar“ und „Shuttle Room“: Das „Sputnik“ feierte Eröffnung, und alle kamen

Die Location im Herdentorsteinweg 38 hat Disco-Tradition. Die AnhängerInnen des „Imperial“, das sich einst dort befunden hatte, feiern noch immer Veteranentreffen, und der „Tunnel“, der sich dort zuletzt breitmachte, war lange Zeit Bremens Techno-Club Nr. 1. Die Fixierung auf Techno-Beats und ständige Reibereien mit dem Gesetz in Gestalt von Drogen-Razzien führte jedoch kürzlich zum Aus. Lange mußten die zwei Stockwerke freilich nicht leerstehen. In einer Blitzaktion schnappten sich drei Herren vom Wehrschloß, der Capri-Bar und der Interzone-Promotion-Agentur den Ex-“Tunnel“ und zogen dort ihren Club „Sputnik“ auf.

Um schleunigst eröffnen zu können, wurde die Einrichtung mit heller Theke, dunkler Tanzfläche und separierter Kneipe im Obergeschoß erstmal nicht komplett umgekrempelt. Am Türsteher vorbei kommt man zunächst über eine Treppe in den ersten von drei Bereichen des „Sputniks“, der „Gagarin Bar“. Dort flimmern auf kleinen Monitoren moderne Muster und bieten schon einen Hauch von Cyber, der auf das geplante Cyber-Café einstimmt. Mehr Andrang als auf der Tanzfläche fand man zur Eröffnung am Donnerstag abend zunächst an der langen Theke, hinter der die Service-Kräfte mehr zu tun hatten, als ihnen Hände zur Verfügung standen, wodurch aus einigen allzu durstigen Kehlen Wehklagen über Versorgungsengpässe zu vernehmen waren.

Die Verquickung von Live-Acts und Tonträgern wurde am Eröffnungsabend gleich erfolgreich ausprobiert. Daß der Techno-Ableger „Jungle“ live spielbar ist, bewies das Bremer Projekt „Tribal 3“. Zu den Platten von Renommee-DJ Ralph „von“ Richthofen wurden Gute-Laune-Tanztexte getoastet, was den Geschmack des größten Teils des Publikums traf. So waren dann bald doch mehr Menschen als Nebelschwaden auf dem Parkett zu sehen. Aber zu einer Disco-Eröffnung geht mancher eh nicht zum Tanzen, sondern um zu zeigen, daß er oder sie da ist und zu gucken, wer sonst noch da ist. So war auch die Rock-Szene mit langen Haaren und Flickenhosen zugegen. Mit finsterem Blick wurde von dieser Fraktion betont, man würde gewohn-heitsmäßig bestimmt nicht auf Jungle-Parties anzutreffen sein, und der Live-Act höre sich ja genauso an wie die Plattenbeschallung davor, „aber das darf man wohl nicht sagen, sonst wird man gleich wieder als Rockist beschimpft.“ „Rockisten“ kommen im „Sputnik“ an anderen Tagen zu ihrem Recht.

Wer es gar nicht mehr aushielt, konnte sich in den Shuttle Room über der Tanzfläche flüchten, wo man sich in Bar-Atmosphäre und zu ruhigeren Klängen sowie fluoreszierenden Wandmalereien ausruhen können sollte. Einigen aber war der Sound, der durch die stets offene Tür von der Tanzfläche hereindröhnte, noch immer zu laut. Die Sitzplätze an Tischen und Theke waren heiß umkämpft. „Hier sollte von unten gar nichts zu hören sein, dafür oben was ganz Anderes,“ lautete der nachvollziehbare Wunsch eines Gastes. Dem wird ab Mai entsprochen werden. Dafür, daß man trotzdem nicht komplett vom Tanzgeschehen abgeschnitten wird, sorgt die Milchglasscheibe im Boden. Durch die kann man das Getanze zwar nur schemenhaft erkennen, aber Anhaltspunkte werden trotzdem geliefert: Wenn kein Lichtgeflacker mehr zu sehen ist, ist die Tanzfläche entweder voll, oder der Laden hat schon zugemacht. A.N.

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