■ Mit Afrikas Löhnen auf du und du: Zu wenig zum Leben
Harare (IPS) – Die meisten afrikanischen Familien können sich den Warenkorb, der zum Überleben notwendig ist, nicht leisten. Das ergab eine Untersuchung des „Inter Press Service“ (IPS) in fünf afrikanischen Großstädten. In Kenias, Nigerias, Tansanias, Sambias und Simbabwes Hauptstadt hat die Agentur über sechs Monate die Entwicklung von Preisen und Einkommen beobachtet. Lagerfähige Grundnahrungsmittel sind in allen Ländern teurer geworden, während die Löhne nahezu konstant blieben.
So verdient ein sambischer Grundschullehrer umgerechnet rund 40 US-Dollar monatlich. Allein für das Grundnahrungsmittel Mais mußte er im Dezember 1993 einen Großteil seines Einkommens ausgeben. Der 25-Kilo-Sack Mais – die Familienration für zwei Wochen – kostete im Juni 1993 noch 4,6 Dollar. Im Dezember hatte sich der Preis auf 7,7 Dollar erhöht. Das gelbe Gemüse fraß also mehr als ein Drittel des Grundschullehrergehalts auf.
In den anderen Ländern sieht es kaum besser aus. So muß ein tansanischer Lehrer, der umgerechnet rund 15 Dollar verdient, vier Monatslöhne ausgeben, um einen 90-Kilo-Sack Reis zu kaufen. Der Preis hat sich im letzten halben Jahr verdoppelt. Und auch in Nigeria und Kenia sind Mais, Cassava und Reis zwischen 10 und 40 Prozent teurer geworden. Und in Tansania und Kenia sorgt die Dürre für weitere Preissteigerungen.
Verantwortlich ist meist das wirtschaftliche Reformprogramm, das die Regierungen auf Druck internationaler Finanzorganisationen einführen mußten. „Die Marktkräfte werden wichtiger und fegen die Sicherheitsnetze weg, die die frühere Wirtschaftspolitik geknüpft hatte“, so John Robertson, Chefökonom der simbabwischen Geschäftsbank FMB.
Subventionsstreichungen, Entlassungen von öffentlich Bediensteten und die Abschaffung kostenloser Sozialdienste machen sich im Portemonnaie durchschnittlicher Verdiener bemerkbar. Jeder Pfennig muß umgedreht werden, um Nahrungsmittel, Gas zum Kochen, Kleidung, Fahrten zum Arbeitsplatz, Miete, Schulgebühren und den Gang zum Krankenhaus zu finanzieren.
Tansania und Sambia haben die kostenlose Gesundheitsfürsorge abgeschafft und verlangen Schulgebühren. Und in Sambia wie in Tansania sind die Gebühren für den Besuch einer weiterführenden Schule um 80 Prozent in die Höhe geschnellt. In der Untersuchung wird ebenfalls festgestellt, daß, mit Ausnahme von Kenia, in allen Ländern importierte Güter während der vergangenen sechs Monate teurer geworden sind. Der Grund: die starke Abwertung der einheimischen Währungen.
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