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Zu wenig Geld für Frauenhäuser

■ Bremens Frauenhäuser klagen über Geldmangel / Immer wieder droht die Schließung / Im Süden wird Miete verlangt

Die Finanzlage für Frauenhäuser wird immer schwieriger. Öffentliche Gelder werden zusammen gestrichen. Immer häufiger sind die Häuser auf Spendengelder angewiesen. „Wir kriechen auf dem Zahnfleisch“, sagt Lisa Glenzer vom Autonomen Frauenhaus Schwanewede. „Ohne Spenden könnten wir dicht machen.“

Auch die Lage in Bremens Frauenhäuser ist alles andere als rosig. „Geld wird immer knapper“, heißt es unisono aus den drei Frauenhäusern in Bremen und Bremen-Nord.

Vor Jahresende war das Frauenhaus in Bremen-Nord noch akut von der Schließung bedroht. 50.000 Mark Schulden hatte das Haus gemacht. Grund: Die 40 Plätze waren in den Sommermonaten kaum besetzt. Als Folge brach die Finanzierung zusammen, die von der Belegung abhängt: Das Geld vom Sozialamt für die Mieten fehlte. Ebenso der Pflegesatz vom Senat, der pro Kopf gezahlt wird. Feste Haushaltstitel vom Senat, die Personalkosten und Miete zum Teil decken, gibt es für die Bremen-Norderinnen nicht. Dafür fehlte dem Senat das Geld, sagt Elke Pate. So muss „das Haus voll sein, sonst rechnet sich das nicht.“ Zwar sei man jetzt wieder über den Berg. „Aber jeden Monat könnte das wieder anders aussehen“, sagt Elke Pate.

Um von den Schulden runter zu kommen, musste in Bremen-Nord eine Mitarbeiterin entlassen werden. Denn außer am Personal gibt es für Frauenhäuser kaum Einsparpotential, erklärt Maria Schnackenburg vom Frauenhaus der AWO in Bremen. Auch das AWO-Haus steckt mit 20.000 Mark in den Miesen, um Mitarbeiter nicht entlassen zu müssen. Bislang sind sie glimpflich davon gekommen: Personal wurde nicht ersetzt.

Im Gegensatz zur Doppel-Finanzierung in Bremen-Nord bekommen die AWO und das autonome Frauenhaus in Bremen allerdings feste Haushaltstitel vom Senat. Von „Kopfgeld“-Zuschüssen und vollen Häusern ist man deshalb in Bremen nicht abhängig. Aber auch die Haushaltstitel wurden schon seit Jahren nicht mehr erhöht. Trotz steigender Kosten. Die Folge: Immer mehr Personal musste abgebaut werden, klagt Maria Schnackenburg. Jedes Jahr hofft sie, dass die Gelder nicht ganz gestrichen werden: Denn immer wieder wären die Frauenhäuser auf der Giftliste des Senats aufgetaucht.

In Schwanewede konnten im letzten Jahr allein 20.000 Mark an Spendengelder gesammelt werden. „Das ist verdammt viel“, sagt Lisa Glenzer. Aber um den Stand zu halten oder gar neue Geldquellen anzuzapfen, sind sie auf Öffentlichkeitsarbeit angewiesen. „Aber Spendenbriefe schreiben, Adressen raussuchen, eintüten und wegschicken – das frisst furchtbar viel Zeit.“ Damit die Betreuung nicht zu kurz kommt, bräuchten die Schwanewederinnen eine weitere Mitarbeiterin. Aber für Personal fehlt das Geld. In Bremen liegen die Spenden eher im Sachmittelbereich. „Geldspenden gibt es kaum“, so die Erfahrung der Frauenhäuser. Statt dessen stammt oft das komplette Mobiliär aus Sachspenden. „Es gab nie auch nur ein einziges neues Möbelstück.“

In Süddeutschland wird zum Teil schon Miete von den Frauen verlangt, berichtet Lisa Glenzer aus Schwanewede. Es sei ein Unding, dass „Frauen für ihre Misshandlung auch noch zahlen müssten.“

Als weitere Sparvariante könnte das österreichische Modell diskutiert werden. Hier werden die Männer zuhause ausgesperrt. Die pädagogische Betreuung in den Frauenhäusern ließe sich dann vielleicht sparen. Rechtlich sei das in Deutschland noch nicht möglich. Denn die Polizei habe nicht solche Befugnisse wie in Österreich.

Aber als zusätzliche Alternative wäre das Österreichische Model schon denkbar, sagt Anke Tuzek aus Schwanewede: Dann könnten die Frauen selbst entscheiden. Maria Schnackenburg sieht das ähnlich: Das könnte eine wichtige Ergänzung sein. „Es gibt viele verschiedene Wege, mit dem Thema Gewalt in der Ehe umzugehen.“ Das Frauenhaus sei nur ein Weg.

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