KURZKRITIK: „BRAVE NEW AGE“ : Zu viele Klischees
Was passiert eigentlich, wenn unsere Leistungsgesellschaft alt wird? Wenn all die übermotivierten Menschen unserer Generation sich in fünfzig, in hundert Jahren immer noch am Leben festbeißen?
Das derzeit am Lichthof Theater gespielte Stück „Brave New Age“ spielt in einer Zukunft, in der es mehr über 90-Jährige als unter 30-Jährige gibt. Die Nicht-Verschwinder, wie sie von ihren Kindern genannt werden, wollen auch im hohen Alter noch Perspektiven entwerfen und selbstbestimmt leben.
Da ist zum Beispiel Sarah, die ihr ganzes Leben der Karriere gewidmet hat und jetzt endlich ihren Kinderwunsch verwirklichen will – mit 90 Jahren. Man erinnert sich: Die biblische Sarah wurde mit über 90 Jahren noch wundersam schwanger. Dann ist da Evas Vater, der sich im hohen Alter von seiner Frau Mutter getrennt hat und nun dafür kämpft, dass Eva ihn in ihr Leben integriert.
In kraftvollen Dialogen zeichnen Regisseur Gero Vierhuff und Dramaturg Oliver Gorf die Konflikte der Generationen nach. Die Schauspieler, von denen die meisten selbst schon betagt sind, tragen diese Dialoge mit einer Präzision vor, die sich nur nach jahrzehntelanger Bühnentätigkeit einstellt.
Ein kurzweiliges Stück, das zwar viele starke Momente hat, dem aber der Mut zur Abstraktion fehlt. Der Zuschauer wird oft an die Hand genommen, wo es gar nicht nötig wäre, und die Darstellung des Alters bedient sich etlicher Klischees.JOHANN TISCHEWSKI
nächste Vorstellungen: 24. + 30. 4. sowie 1., 2., 7., 8., 9. 5. Fr + Sa 20.15 Uhr, So 19 Uhr, Lichthof Theater, Mendelssohnstr. 15